Montag, 28. September 2009

Teil 20

Thema : Bine und ihre Autos.

So lange ich denken kann, habe ich entweder von Anfang an oder kurz nach dem Fahrzeugerwerb ein verbeultes Gefährt bewegt. Da war ein hellblauer sehr preiswerter aber dafür desolater Käfer, welcher mir nach kurzer Zeit mit qualmendem Cockpit die Beförderung verweigerte. Neben mir saß eben gerade sich auf den geplanten Einkauf freuend, meine Schwester, als ich seitwärts einen leichten Luftzug spürte.

Durch den Qualm sah ich ihre schemenhaften Umrisse am Ende des Weges winken. Wären wir in der Sesamstraße könnte das als klassisches Beispiel für nah dran, ……… weit weg sein. Mein Vater half mir indem er mir 2 Kabel mit einem Kippschalter ins Fahrzeuginnere legte, so konnte ich quasi meinen Horrorschlitten, wie mein damaliger Chef ihn liebevoll nannte, von A nach B manövrieren.

Diesen sehr leidend aussehenden Käfer hat man während unseres Familienurlaubes (Käferlein musste zu Hause bleiben) geknackt und versucht, ihm das ebenso sieche Radio zu entwenden, wobei man ihm die Seitenscheibe der Fahrerseite brutal einschlug. Seit dem Tage trug mein verletztes Auto an Stelle des Fensters einen Verband aus Plastikfolie, Zeitungspapier und Leukoplast. Ich weiß bis heute nicht, wer das verzapft hat, Es sah erbärmlich aus, als wir aus dem Urlaub zurückkamen.

Mit diesem Schwerverletzten transportierte ich in jenen Tagen meine älteste Schwester mit ihren zwei Kindern von Harlingerode nach Bettingerode . Es kam was kommen musste: Die Verkehrspolizei machte uns die Aufwartung, indem sie uns mit der Kelle huldvoll heranwinkte. Au Backe. Mein Seitenfenster konnte ich ja nicht herunterkurbeln, daher schaute ich aus dem kleinen Ausstellfenster und fragte den herangeeilten Beamten was er denn von mir wollte. „Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte“ während ein anderer mein Transportmittel misstrauisch beäugte. Mir wurde heiß und innerlich machte ich mir in die Hosen, nach außen war ich gelassen. Der Freund und Helfer begann mir aufzuzählen , was an Herby alles nicht stimmte, als da wären: abgefahrene Reifen, ein nicht vorhandener Rückfahrscheinwerfer, der Auspuff, welcher ihr Interesse geweckt hatte, war löcherig und hatte natürlich den satten Sound und diverse Kleinigkeiten. Glücklicherweise musste ich den Blick ins Fahrzeuginnere nicht gewähren! Ich weiß, in den Staub mit mir! Aber damals hatten wir nicht viel Geld zur Verfügung und ich musste irgendwie zur Arbeit kommen. Zudem hatte ich meine Brille vergessen , was auch nicht unbemerkt blieb. „Wo ist denn ihre Brille?“ „Ich trage Kontaktlinsen und wenn Sie von schräg hinten links in mein Auge schauen, wenn die Sonne gleich wieder rauskommt, können Sie sie sehen.“ Der Blick den ich fing, war etwas verwirrt. Geschenkt.

„Eigentlich müsste ich den Wagen sofort stilllegen, da Sie aber Kinder dabei haben, bringen Sie die ganz schnell nach Hause und stellen Sie dann das KFZ zu Hause ab und bewegen es nicht mehr!“ „Oh vielen Dank, der Wagen wird sowieso verschrottet, morgen hat er einen Pressetermin. (Zwinker, Gelächter innen natürlich)“ Gute Fahrt“.

Erleichtert schloss ich mein kleines Fensterlein und bat meine Schwester , mir jetzt sofort meine Handtasche hochzugeben „ Fahr doch erstmal los, bevor er sich das anders überlegt.“ Ich forderte nochmal nachdrücklich meine Tasche. Gleiche Bitte ähnliche Antwort. Jetzt wurde es mir zu bunt.

Wenn du mir nicht s o f o r t die Tasche gibst, wird er es sich anders überlegen, denn wenn der mitbekommt, dass ich mein Auto kurzschließe, was glaubst du wer dann gleich zu Fuß weitergeht?“

Damit war das Taschenthema erledigt und ich konnte endlich unseren Weg fortsetzen.

Das war Anfang der 80iger.

Der grüne Passat wurde auf dem Kindergartenparklatz verwundet indem eine Mitmutter mich und mein Auto übersah und mir mit Vollgas in die Fahrertür krachte während ich noch winkend drinsaß um auf mich aufmerksam zu machen .

Mein dunkelblauer Käfer wurde von der anderen Seite verformt indem mir ein Fahranfänger mit zwei Mädels im Fond die Vorfahrt nahm und mir den Radkasten hinten faltete. Er jammert immer wieder : Das ist das Auto meines Vaters, jetzt ist die Stoßstange kaputt!! Schon mal was von rechts vor links gehört, junger Mann?

Nissan-Cherry hieß der blaue und ihm wurde die Fahrerseite gebrochen. Eine junge, sehr nervöse und gerade in ihr Auto steigende und wegfahren wollende Frau, welche schon 2 andere Wagen im gleichen Monat zu Schrott gefahren hatte, machte es möglich. Sie hatte sicher für jeden eine Kerbe im Lenkrad.

Opel Kadetts Augen haben den Aufprall mit einem Pritschenwagen nicht überlebt und blickten mich aus leblosen Höhlen an, als ich abends vom Parkplatz von der Arbeit nach Hause fahren wollte. Der andere war unerkannt entkommen.

Weißer Golf: einmal die Tür auf dem Patientenparkplatz vor meiner Arbeitsstelle geknickt. Nach der Reparatur, einige Tage vor meinem Urlaub, bekam er von einem LKW das Hinterteil gefaltet.

Ich habe mir angewöhnt , Autos mit Beulen zu kaufen, dann braucht sich niemand anderer den Kopf darüber zu zerbrechen, wie man welche hineinfährt. Trotzdem hat es bei meinem Audi, stolz „Mein Schiff „ genannt (Mein Mitschreiber hat mir dieses Juwel sehr kostengünstig und selbstlos zugeführt, an dieser Stelle nochmal von ganzem Herzen danke) ein anderer Verkehrsteilnehmer geschafft meine auf dem Praxisparkplatz abgestellte Karosse zu rammen!

Also das mit der mit gekauften Delle hat auch nicht funktioniert. Inzwischen habe ich es aufgegeben, eine Erklärung dafür zu finden und mich an verformte Vehikel gewöhnt und gräme mich nicht mehr darüber.

Bei allen Merkwürdigkeiten hatte ich noch Glück, dass ich bisher dabei keine Federn lassen musste, obwohl ich mehrmals im Fahrzeug saß, während andere versuchten,, es zu verschrotten!

Mein Fazit lautet: Die Autos sind so verbeult, wie ich es im Laufe der Jahre durch alle möglichen große und kleine Katastrophen geworden bin. Also passt es doch!

Übrigens, mein jetziges Auto, welches vorher meinem Schwager Dietmar aus Holzminden gehörte, welcher es hegte und pflegte, hat auch eine Beule. Die habe allerdings ich ihm verpasst als es ihm noch gehörte, ich bitte hier in aller Form um Vergebung! Ich habe es beim Rückwärtsfahren von unserem Parkplatz im toten Winkel gehabt und schlichtweg übersehen!

Montag, 14. September 2009

Teil 19

Hört mal, Leute,
irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir mit unserem Projekt auf einem guten Weg sind, obwohl sich einige Leute hier verabschiedet haben.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich hier doch spannende Gespräche ergeben. Gespräche waren so eigentlich nicht angedacht, wir wollten ja eher unterschiedliche Beiträge formulieren, die man kommentieren kann, oder auch nicht.
Irgendwie finde ich es aber tatsächlich spannend, wenn wir Beiträge – sofern es überhaupt Diskussionsbedarf gibt – aufgreifen und besprechen, jedenfalls habe ich oft das Bedürfnis dazu, denn ob bewusst oder unbewusst, wurden inzwischen höchst interessante Themen berührt, aber nach meinem Verständnis nicht ausreichend behandelt. Keine Angst, zu uns Frühsterbern sage ich kein Wort mehr. Es müssen ja auch keine Endlosgespräche in der einen oder anderen Angelegenheit geführt werden, wir werden schon merken, wie lange es Sinn macht über bestimmte Dinge zu reden und wann es beginnt ermüdend zu werden, oder sich herausstellt, dass es besser ist, ein schwieriges Thema vielleicht lieber ruhen zu lassen.
Irgendwie habe ich die Vorstellung, dass unser „Erstlingswerk“ vielleicht doch noch ein Bestseller werden könnte, nicht ganz aufgegeben. Wenn wir uns alle tüchtig Mühe geben, bleibt die Chance, dass wir alle uns auf diesem Wege wirtschaftlich sanieren. Denkt mal darüber nach – ein Ziel muss der Mensch ja haben. Dies ist nach meinem Verständnis auch dann möglich, wenn wir keine weiteren Co-Autoren mobilisieren können und unser Vorhaben im bisherigen Kreis der Mitstreiter gemeinsam weiterentwickeln.
Natürlich müssten wir alle Beiträge irgendwann in einen Gesamtbeitrag verwandeln – streichen, ergänzen, verändern, was auch immer im Bezug auf Verständnis, Grammatik, Interpunktion und Orthographie notwendig erscheint. Es müsste also ein Gesamtlektorat her, auch das könnten wir gemeinsam betreiben, so würde sichergestellt, dass jeder Beitrag jedes Einzelnen genau so gewürdigt wird, wie jeder Einzelne das auch wünscht – gelebte Demokratie, klar?
Hier mein erster Vorschlag in dieser Angelegenheit, wir sollten dem Kind einen neuen Namen geben. „GESPRÄCHSNOTIZEN“ fiele mir als möglicher Titel ein. Jeden von Euch bitte ich, einen anders lautenden Titel ins Spiel zu bringen und dann einigen wir uns auf etwas „Sinnstiftendes“ „SeitenWeise“ ist aber auch etwas „Sinnstiftendes“ und könnte als Titel unserer Geschichte durchaus bestehen bleiben. Vielleicht gefällt Euch die Umformung einzelner Beiträge in ein Gesamtgespräch auch nicht so recht, bitte schreibt mal kurz auf, was ihr davon haltet, oder ob ihr andere Ideen habt, die uns einigermaßen sicher zum Erfolg führen.
Ich selbst finde diese Möglichkeit insofern interessant, als im Gegensatz zu Unterhaltungen, die üblicherweise bei Kaffee, oder einem guten Wein geführt werden, hier sichergestellt ist, dass niemand unterbrochen werden kann, jeder genügend Zeit hat seine Gedanken zu Papier zu bringen und somit alle wirklich ausreichend zu Wort kommen – inzwischen so oft und so lange er mag.
Warum komme ich überhaupt auf diese Idee? Es war wohl der Schmied mit seinem Glück, den Henning aufgegriffen hat, bis jetzt aber von niemandem – außer von mir selbst und dies nur mit einigen Sätzen – weiter in den Focus genommen wurde. Ich glaube das Thema ist aber total wichtig und es lohnt sich bestimmt, etwas länger darüber nachzudenken und das habe ich gerade heute Morgen am Kaffeetisch mit meiner Gattin laut getan. Hier das Ergebnis;
Wenn ich das richtig verstanden habe, lautet Hennings Kernaussage wohl sinngemäß wie folgt: „Die Entwicklung des eigenen Lebens hängt von vielen mehr oder weniger unbeeinflussbaren Rahmenbedingungen ab und ist somit eher als schicksalshaft zu bewerten – nicht wir schmieden das Glück, sondern , wir haben ein Los gezogen, das sowohl den Hauptgewinn, als auch eine Niete darstellen könnte. Das gilt nicht nur für die einzelne Person, sondern auch für Personengruppen, ja ganze Volksgruppen, Religionsgemeinschaften, usw.“
Wenn ich mich richtig verstanden habe, habe ich Henning insofern widersprochen, als ich behauptet habe, dass es neben den unveränderlichen Rahmenbedingungen auch genügend veränderbare Rahmenbedingungen gibt, die es gilt für sich selbst oder andere positiv zu verändern, um so überhaupt die Voraussetzungen dafür schaffen zu können, Glück zu suchen und es dann möglicherweise auch zu finden.
Kann man nun das eigene Glück schmieden, oder hängt das eigene Glück von Zufälligkeiten, oder Bestimmungen ab? Nimmt man ersteres an, unterstellt man, dass jeder die Möglichkeit dazu hat und dass jeder glücklich sein kann – wenn man dies nur wolle. Glaubt man, dass persönliches Glück oder Unglück unbeeinflussbar ist, so könnte man versucht sein anzunehmen, man sei unverschuldet in die eine oder andere Lage geraten und kann die Suche nach dem persönlichen Glück weder in positiven noch im negativen Sinne beeinflussen. Überspitzt dargestellt ist dann niemand mehr für irgendetwas verantwortlich, geschweige denn schuldfähig.
So einfach ist die Frage offensichtlich nicht zu beantworten, auf der einen Seite sehen wir uns mit einer Zufalls- bzw. Bestimmungsbetrachtung konfrontiert, andererseits stellen wir unsere gesellschaftliche Wertegemeinschaft in Frage, denn hier steht die messbare Leistung und die Eigenverantwortlichkeit des Einzelnen bei der Beurteilung im Hinblick auf „Gerechtigkeit“ im Vordergrund. Einkommen, Gesundheit, Bedürftigkeit, Strafmaßbemessungen – für diese und andere Bereiche setzen wir immer die gleichen Maßstäbe an. Fleißig, oder faul, schlau, oder dumm, ehrgeizig oder nachlässig, gut, oder schlecht, schuldig, oder nicht schuldig, schwarz, oder weiß – hätte ich beinahe gesagt, nein sage ich wirklich, passt gut in die Gegenüberstellung, denn Schwarze und Weiße haben ja in der Regel auch ganz unterschiedliche Schicksale oder vielleicht auch Fähigkeiten zu verzeichnen.
Sind Rahmenbedingungen nun veränderbar, oder nicht? Da müssen wir wohl mal etwas genauer hinschauen. Vielleicht schleißen wir mal vorab all die Dinge aus, die für uns selbst unbeeinflussbar sind. Hier genügt mir erst einmal die bloße Aufzählung. Schon die eigene Existenz ist unbeeinflussbar – sehen wir mal vom Freitod ab. Also, folgende Umstände haben wir alle gleichermaßen hinnehmen müssen und sind weder im positiven, noch im negativen Sinne hierfür in Regress zu nehmen
Vorfahren, Geschlecht, Ort und Zeit der Geburt, Erziehung, soziales Umfeld bis zu einem bestimmten Alter und letztlich Ereignisse, die das eigene Leben mittelbar, oder unmittelbar signifikant beeinflussen – das kann ebenso eine üppige Erbschaft, als auch die Querschnittslähmung als Folge eines nicht verschuldeten Unfalls sein.
Betrachtet man die oben aufgeführten Umstände als äußere Rahmenbedingungen, dann müsste man das einzelne Individuum selbst, etwas genauer unter die Lupe nehmen. Auch hier ist wohl festzustellen, dass unsere sichtbare Hülle, einen relativ klar definierten Rahmen darstellt. Auf unsere Größe haben wir üblicherweise keinen Einfluss, für die Struktur unseres Skeletts gilt das ebenso, wie für die Farbe der Haare, der Augen, für die Form der Nase oder für die Konturen unseres Gesichtes, unser gesamtes Äußeres ist – abgesehen von der Behandlung des eigenen Körpers – etwas Vorgegebenes und etwas nicht beliebig Veränderbares.
Ähnliches gilt nach meinem Verständnis für die sogenannten „inneren Werte“. Wir können sie auch als genetische Anlagen bezeichnen. physische Anlagen sind hier ebenso zu berücksichtigen wie Gegebenheiten des Verstandes oder das psychische Rüstzeug, das wir mit auf den Weg bekommen haben.
Wenn wir andere als intelligent, schön, erfolgreich, oder dumm, hässlich und faul bezeichnen, vergessen wir nur zu schnell, dass es sich bei all diesen Attributen eben um „Launen der Natur“ handeln könnte– allesamt kein persönliches Verdienst, allesamt kein persönliches Versagen!?
Der Hochbegabte, ist eben hochbegabt, weil sein Hirn die hierfür notwendigen Rahmenbedingungen schafft – nicht er hat sich genau dieses Koordinationsorgan eingebaut, es wurde ihm eingebaut. Diese Schaltzentrale ist ja ebenso verantwortlich für die Psyche jedes Einzelnen von uns, auch sie kann ebenso wenig gewählt werden, wie das Wunsch-Hirn selbst – unterstellt, dass sich die Seele des Menschen im Gehirn beheimatet fühlt und nicht - wie wir gelegentlich behaupten – im Herzen zuhause ist – dort spüren wir sie wohl nur gelegentlich.
Was die physischen Anlagen angeht, so ist wohl jedem von uns klar, wie launisch die Natur hier sein kann – jeder Körper ein Unikat und genau so unverwechselbar wie sein Geist und sein Wesen.
Große, kleine, schöne, hässliche, drahtige, schlaffe, sportliche, träge, zähe, labile.. was auch immer, haben wir ja täglich vor Augen. Wenn mir auch hier nicht alles schicksalshaft erscheint, so ist doch das meiste wohl anlagebedingt so.
Hat mein Henning am Ende vielleicht doch recht mit der These: “Das Leben ist ein Pokerspiel – niemand hat die Wahl der Karten?“ Es scheint wirklich so zu sein und je länger ich darüber nachdenke, umso mehr kann ich mich mit seiner Behauptung anfreunden. Aber, das ist gefährlich, denn wenn dem so ist, würden wir jegliche Bewertung menschlichen Handelns überdenken müssen.
Der Tüchtige ist gar nicht mehr tüchtig, er hat nur zufällig die Anlagen tüchtig zu sein – er müsste ebenso be –und entlohnt werden, wie der Faule, dessen Kopf, ihn nicht ordentlich motivieren kann. Der Mörder ist kein Übeltäter, sein Gehirn wurde nur einfach falsch programmiert – Pech für den Täter und Pech für das Opfer – wollen wir das anklagen? Der Hochleistungssportler ist jemand wie Du und ich, die Bestimmung hat ihm nur einen starken Knochenbau, eine hervorragende Muskulatur, einen eisernen Willen und eine gehörige Portion Ehrgeiz beschert – schön, aber dafür kann er ja nichts, sollen wir ihn dafür bewundern? Warum sollten wir zufällige Gegebenheiten, - für die wir selbst keinerlei Verantwortung tragen – loben, oder verurteilen, das wäre doch eigentlich ungerecht, oder!?
Trotzdem bewerten und beurteilen wir Menschen im Hinblick auf ihr Handeln, ihr Wesen, und ihren Geist. Wir tun es, weil wir es tun müssen, wie sonst, ließe sich ein Leben miteinander bewerkstelligen. Gut und Böse, schwarz und weiß…. sind die einzigen greifbaren Unterscheidungskriterien, die uns zu der einen oder anderen Sichtweise veranlassen, was sollen wir sonst tun?
Im Wesentlichen können wir wohl nichts anderes tun, denn wir alle wollen wir ja, dass sich – auf welchem Gebiet auch immer – etwas Positives entwickelt. Das ist aber nur möglich, wenn sich die Menschen selbst ebenfalls positiv entwickeln und einen Beitrag in die richtige Richtung leisten. Nur darum macht unser Wertesystem wirklich Sinn, immer wieder muss der Einzelne dazu aufgefordert werden, im Rahmen seiner Möglichkeiten – dessen Veränderung nicht im Rahmen seiner Möglichkeiten liegt – etwas für sich selbst und andere zu tun. Es ist die Aufforderung innerhalb des eigenen individuellen Rahmens, das eigene Glück und das Glück anderer zu schmieden.
Schöne Schlaumeierei, nicht wahr? Na ja, vielleicht ist das so, jedenfalls ist das Geschriebene das Ergebnis meiner Gedanken zu diesem Thema. Aufmerksame Beobachter werden bemerkt haben, dass ich meinem Henning da einen riesigen Schritt entgegengekommen bin.
Was sind eigentlich Rahmenbedingungen? Nach meinem Verständnis sind es Handlungsspielräume innerhalb eines Rahmens. Mal wurde uns dieser Rahmen unwiderruflich zugeordnet – Hirn, Leib und Seele – mal haben wir uns den Rahmen selbst geschaffen – den gesellschaftlichen Rahmen, beispielsweise.
Damit wäre die Sache mit dem Rahmen geklärt, aber was ist mit den Bedingungen innerhalb des Rahmens? Spielräume sind Räume zum Spielen – Räume, die ein Spiel ermöglichen, Spielräume für Gedanken, Entwicklungen und Handlungen. Moment Mal, innerhalb des Spielraumes gibt es also Raum für unterschiedliches Handeln? Dann wäre also nur der Rahmen vorgegeben, nicht aber die einzelnen Handlungsvariationen innerhalb des Rahmens.
Stelle ich mir tatsächlich ein Spielfeld vor, das durch eine weiße Linie begrenzt wird - also einen klar definierten Rahmen aufweist, der übrigens für alle Spielteilnehmer gleichermaßen gilt - beziehe ich die Spielregeln mit ein und stelle fest, dass diese einen weiteren Rahmen für alle Beteiligten darstellen, dann ist der Spielraum zwar deutlich begrenzt, auch die Handlungsmöglichkeiten sind deutlich begrenzt, allerdings gelten diese Begrenzungen für alle gleichermaßen und schaffen gleichzeitig die Voraussetzungen für die unendlich vielen Spielvariationen während des Spieles – während unseres Lebens, wenn dieser Vergleich gestattet ist.
Nicht jeder einzelne Spieler mit seinen ganz eigenen unterschiedlichen Fähigkeiten wird für diesen Vergleich bemüht, sondern das Spiel selbst – das Spiel des Lebens. Der Spieler selbst verkörpert nur einen einzigen Baustein des eigenen Ichs. Das Zusammenspiel führt zum Erfolg. Jeder einzelne Spieler hat seine Schwächen und seine Stärken – heute so, morgen so. Einer braucht den anderen, alle gemeinsam ergänzen sich, reißen sich mit oder nicht, besprechen ihr Vorgehen, machen Fehler oder sind erfolgreich. Auch wenn jeder Spieler mit seinen Anlagen leben muss, auch wenn alle Spieler sich zum Spiel in der gleichen Liga treffen, erfolgreich ist eine Mannschaft nur, wenn sie im Team spielen. Defizite können durch Stärken relativiert werden. Jeder von uns schleppt seine handicaps mit sich rum, kann aber auch seine Vorzüge konsequent in den Vordergrund spielen und so immer wieder versuchen, das eigene Glück zu schmieden.
Mal gewinnt das Team, mal verliert es, ganz wie im richtigen Leben. Dabei sein ist alles,

Teil 18

Kaum hatte ich Geschichte geschrieben, waren schon wieder zwei weitere Beiträge hier eingestellt, sagenhaft, das geht ja wie das Backen der Brezeln. Eigentlich möchte ich zu jedem Beitrag etwas schreiben, dann aber könnte es sein, dass wir alle auf Palmen hocken und uns gegenseitig mit Kokosnüssen bewerfen. Seit gestern ist ein weiterer Beitrag zum Thema „gemütlicher Saustall“ mit vielen liebevollen Schweinen eingestellt worden, insofern passt der folgende Text nicht nahtlos ins Geschehen, aber gut, so ist das.


Bei dem Versuch, Männer vor dem frühzeitigen Ableben zu bewahren, war ich wohl nicht so ganz erfolgreich. Ihr nehmt mich einfach nicht ernst, nun gut, das tue ich ja selbst auch nicht – in diesem Fall aber schon, merkt Euch das!


Im vorletzten Beitrag ging es ja auch irgendwie um Strategien für ein ausgeglichenes, gesundes Leben, um Sport – sagen wir um Frauensport – vielleicht aber auch eher um das Gefühl, etwas gegen das schlechte Gewissen tun zu müssen, den eigenen Körper ein wenig vernachlässigt zu haben – irgendwie muss dem Dahinwelken doch entgegengewirkt werden – Anti-Aging Programm. Altern geht gar nicht – wo soll denn das hinführen, nachher sind wir eines schönen Tages noch alle tot.


Das kann so nicht hingenommen werden. Schließlich begegnen uns überall diese fitten jungen Alten, die uns vormachen, was alles geht, wenn man nur will. Sich gemütlich im Ohrensessel zu räkeln, zufrieden, endlich die Last des Arbeitsalltags abwerfen zu können, wird nicht geduldet. Nix da, die Senioren sollen gefälligst agil und kreativ durchs Leben hüpfen und noch etwas leisten. Einigen gelingt das tatsächlich ziemlich gut, und nun muss ich auch so sein/werden, statt in Würde zu vergreisen!? Ob ich das wohl will und ob ich dafür wohl geeignet bin? Wir werden sehen, ein wenig skeptisch bin ich schon, ich kenne ja meinen alten Körper.


Je mehr Altaktivisten um mich rum wuseln, umso unruhiger werde ich. Es tut weh, wenn man auf dem Weg zu einer Hoch-Alm von einer Gruppe betagter Herrschaften tänzelnd überholt wird. Vielleicht sehen die aber auch nur so alt aus, ja, das wäre eine Erklärung, aber so ist es nicht, gut gelaunt und ausgeruht sitzen sie dort oben bei einer Brett`l Jausen und erklären uns, dass sie allesamt so um die 70 Lenze alt sind, und gestern auf der Fischbach-Alm waren – na, Klasse, noch einen drauf.


Uns allen müsste doch das gelingen, und auf dem Weg dort hin, haben Frauen offensichtlich ihre ganz eigene Strategien entwickelt, den natürlichen Alterungsprozess aufzuhalten.


Frauensporttag – kennt das jemand von Euch? Das ist auch so eine Sache, bestimmt wollen sie nicht preisgeben, was sie dort im Detail tun und garantiert ist Mann dort unerwünscht und ganz und gar fehl am Platze. Von einem Männersporttag hab ich noch nix gehört, es sei denn, man trifft sich beim Bierchen zu einem Fußballspiel – vor der Glotze.


Aerobic, Flexibar, Judobezogene Selbstverteidigung, Körperwahrnehmung im Beckenbodenbereich, Qigong, Orientalischer Tanz, Thai Chi Chuan, Aerostep, Pilates, Stretch und Relax, Yoga, Bücken mit geraden Rücken und mobilen Knien, Yoga-Klang des Herzens, Bollywood , Nordic-Walking und Aqua-Fitness im Freibad. Kein Quatsch, das gibt es wirklich und sicher ist das hier nur eine kleine Auswahl der Möglichkeiten den alten Körper zu stählen. Die Liste ließe sich wohl beliebig fortsetzen.


In sich ruhen und die innere Mitte suchen ist bei den Aktivitäten auch ganz wichtig, und sich selbst finden müssen sie sich natürlich, vorzugsweise mit einer Quarksushi-Maske im Gesicht – wenn möglich direkt im Nagelstudio. Stop, da fällt mir noch eine weitere Sportart ein, wie sie heißt, weiß ich nicht genau, aber neulich habe ich zugesehen – hier in der Sporthalle. Ganz vorne steht ein Mädchen und steigt abwechselnd – mal mit dem einen, mal mit dem anderen Bein auf so eine Art Fußbank, dazu spielt Disco-Music und etwa zehn andere Mädels, tun es ihr gleich. Rauf auf die Fußbank, runter von der Fußbank, rauf auf die Fußbank…, manchmal wechseln sie den Rhythmus manchmal klettern sie mehrmals mit dem gleichen Bein auf die Bank. Ich glaube, es sollen sich auch im Wechsel das rechte Knie und der linke Ellenbogen berühren – und umgekehrt natürlich. Da kann man sich schon mal vertun. Sieht aber wirklich schön aus, vor allem wenn schöne Mädchen dabei sind. Ganz hinten machte ein Mann mit, ich habe so gelacht, seine ganze Freude war es wohl, allen Frauen auf den Popo zu schauen, während dieser ständig halbseitig in Aktion war, aber daran hatte ich ja auch meine Freude. Die Mädels selbst machten mir einen durchaus ernsten Eindruck – volle Konzentration ist hier geboten, man will ja schließlich noch eine gute Figur dabei machen, das Outfit muss stimmen, vor allem muss der Schein der Leichtigkeit gewahrt bleiben, man wird ja beobachtet – von der Rivalin in Sichtnähe.


Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung, ob das wirklich hilft, orientalischer Tanz hingegen ist wirklich toll, vor allem auch für den Betrachter, er macht auch wirklich Sinn, das Wecken der Sinne, Sinnlichkeit, Verführung und Anmut – manchmal wenigstens.


Die Sache mit der Aqua-Fitness habe ich auch noch nicht so richtig verstanden – Frauen stehen, strampeln oder hüpfen im Wasser umher, machen mit riesigen Pool-Nudeln rum, hantieren mit Hanteln und vieles mehr, wohl bei Musik und gemeinsam mit Gleichgesinnten, Männer sind nie dabei. Da frage ich mich doch, warum schwimmen die Mädels nicht einfach, tauchen, lassen ihre Körper schwerelos durchs Wasser gleiten, genießen die gelenkschonenden Bewegungsabläufe, atmen mal tief durch und gucken sich ganz nebenbei ein paar männliche Knackärsche an??? Nein, das geht nicht – hier nehme ich besagte Silberrücken einmal aus - ist wohl nicht cool genug und zu abgedroschen.


Von den Nordic-Walkerinnen hingegen fühle ich mich manchmal regelrecht belästigt, auch sie treten meistens in Rudeln auf, die Stöcke klappern und die Mädels schnattern. Von Weitem kann man sie hören, das Wild hat sich hoffentlich an sie und ihren Anblick gewöhnt und fühlt sich nicht etwa noch bedroht. Mir geht das schon manchmal so. Ich bin im Wald und höre dieses Meute von Stockenten schon aus der Ferne heranklappern. Soll ich mich nun verstecken, oder bleibe ich stur auf meinem Weg. Meistens bleibe ich und meistens geht es gut, die Situation erinnert mich aber immer an eine Kompanie Soldaten, die mit einem Lied auf den Lippen durch den Wald marschiert und ihnen kommt ein schönes, junges, vollbusiges Mädchen entgegen, ich muss das ja nicht weiter ausführen - nicht das Pfeifen, nicht die Blicke und nicht die Gedanken im Moment der Begegnung – dann fühle ich mich immer als mögliches Objekt der Begierde und ganz schmutzig.


Eigentlich habe ich noch nie gesehen, dass die Stöcker genau nach Vorschrift benutzt werden, die meisten stützen sich einfach nur drauf ab, so wie Alte eben auch am Stock gehen, um mehr Sicherheit zu gewinnen. Schlimm ist, dass schon ganz junge Frauen am Stock gehen und so frühzeitig ganz unsicher im stocklosen Gehen werden. Ältere Menschen hingegen benutzen Stöcke nur, wenn es ohne nicht mehr geht, sie wissen genau, „habe ich mich erst einmal an die Krücke gewöhnt, werde ich sie nicht mehr los!“ Inzwischen beteiligen sich übrigens auch Männer an dieser merkwürdig anmutenden Art der Fortbewegung, ob sie wohl auf diese Art älter werden können?


Eingeweihte wissen, dass die Arm –und Rückenmuskulatur durch das Rumgefuchtele mit den Stöckern gestärkt werden könnte, okay, mag sein, aber das gleiche Ergebnis könnte man ja auch durch das Mitführen von Pfannen oder ähnlichen Küchenutensilien erzielen, das kann es nicht sein. Bestimmt ist es das Gefühl, auf der Höhe der Zeit zu sein, offen für die neuesten Erkenntnisse der Bewegungstherapie, etwas ganz Persönliches, was Eigenes– so wie ein Jodel-Diplom vielleicht. Das Outfit muss natürlich auch stimmen.


Gestern habe ich noch gesehen, dass eine solche Gruppe auf Kommando angehalten hat, auf die benachbarte Wiese gestellt wurde, dort hat sie sich nach Vorschrift gedehnt und gestreckt und geatmet haben sie – auch nach Vorschrift. Irgendwie scheinen sie sich doch auf ihrem Weg verkrampft zu haben.


Trotzdem ist diese Aktivität schon ganz gesund und solange man die Mädels durch das Gehen am Stock an die frische Luft bekommt, ist es allemal besser, als sie stocklos auf der Couch rumlungern zu lassen. Da sind andere Sportarten wie skaten und bladen schon wirklich gefährlicher, vor allem für Leute in unserem Alter – geht eigentlich gar nicht. Überhaupt bekommt man die Leute nur noch in den Wald, wenn es was zu biken, joggen oder walken gibt. Radeln, laufen oder wandern war gestern, echt komisch.


Mit dem Sport ist es überhaupt so eine Sache, entgegen der landläufigen Behauptung, dass Sport gesund ist und Spaß macht behaupte ich, dass wohl anders herum ein Schuh daraus wird - Gesunde haben Spaß am Sport. Abgesehen davon, dass es bestimmt viele Sportarten gibt die ungesund sind, viele Sportarten geradezu gefährlich - Unfallgefahr, Überforderung…


Weiterhin behaupte ich, dass es etlichen Körpern besser bekommt, wenn man ihnen sportliche Aktivitäten einfach erspart. Es gibt Körper, die schreien geradezu nach Ruhe und das sieht man ihnen auch an. Schon der Begriff „Sport“ stört mich etwas, mit ihm verbinde ich Leistung im Vergleich mit anderen, Übungen, Verpflichtungen, Vereine, so etwas wie eine Bewegung, der sich doch jeder anschließen sollte, um gesund an Leib und Seele zu bleiben – Körperertüchtigung, vorzugsweise mit Gleichgesinnten.


Mir würde es deutlich besser gefallen, wenn sich viel mehr Menschen viel öfter draußen einfach natürlich bewegen würden, Die Freunde im zehn Kilometer entfernten Ort mit dem Rad, statt mit dem Auto zu besuchen, die Einkäufe zu Fuß zu erledigen, schönes Wetter zu einer Wanderung zu nutzen, oder einfach in den nächsten See zu hüpfen, wäre schon eine Hilfe, ist aber wohl inzwischen die Ausnahme. Dann bliebe ja keine Zeit für Aerobic, Flexibar, Judobezogene Selbstverteidigung, Körperwahrnehmung im Beckenbodenbereich …Gelächter.


Der Wald ist leer, die Mucki-Buden voll; seid mir nicht böse, aber irgendwie ist das doch krank und führt immer öfter zu Exzessen. Die einen können vor Kraft nicht mehr laufen, die anderen können sich zu nix mehr aufraffen, die einen werden magersüchtig, die anderen fettleibig, und wo bleibt das gesunde Mittelmaß? Fehlanzeige - wenigstens bei vielen, die Probleme mit ihrem Körper haben.


Nahrung, die im Körper nicht gebraucht wird, wird in Form von Fett eingelagert, das führt zu Trägheit und anderen Beschwerden. Mit diesen Beschwerden mag man sich dann noch weniger bewegen, verbraucht noch weniger Nahrung und so wird – bei unverändertem Essverhalten - noch mehr Fett eingelagert. Ein Teufelskreis der nur durchbrochen werden kann, wenn die zugeführte Nahrung im Körper durch Bewegung auch tatsächlich verbraucht wird, oder Nahrung, die der Körper nicht verbrauchen kann, erst gar nicht zugeführt wird. Will man Fett/Gewicht abbauen, funktioniert das eben nur, wenn mehr Reserven verbraucht als angelegt werden. Eine traurige wie ebenso leidvolle Erfahrung, die ich am eigenen Leibe schon oft genug erfahren musste.


Mehr braucht man zu diesem Thema wohl nicht zu wissen, und wer das ändern will, dem wird wohl nix anderes übrig bleiben, als den eigenen Schweinehund in den A.. zu treten – ein Leben lang, das wird ihm aber auch ein Leben lang weh tun.


Unten läuft „Sturm der Liebe“ und wer sitzt davor – mit lecker Kuchen? Das Epi und mein Schwesterlein, warum tun die sich das an? Keine Ahnung, es wird schon einen Grund dafür geben. Es ist wohl sowas wie Yoga – Klang des Herzens und tut ihnen bestimmt ganz gut.

Sonntag, 13. September 2009

Teil 17

Unter der Überschrift:“Mit deinem Schwein auf du und du“ möchte ich das Thema Kampf nochmal aufgreifen.
Gestern kam ich nach Hause, diesmal eher zeitig, was meinem Frühdienst zu verdanken war. Ich kam ins Wohnzimmer und da saßen das Häuptlingsschwein und seine Verwandten schon auf dem Sofa und versuchten mich heranzuwinken. Hahahahh! Diesmal habe ich die Tür blitzschnell wieder geschlossen und bin ins Schlafzimmer geflüchtet. Quatsch, nicht um mich hinzulegen! Ihr ratet es nicht. Ich habe meinen Kleiderschrank umgekrempelt und entrümpelt. Tatatata! 4 Tüten aussortierter Frust und damit nicht genug: Ich habe diese auch noch in die Altkleidersammlung gebracht. Das Beste daran ist, es fiel mir gar nicht schwer, mich zu trennen. Mann, war ich gut. Scheinbar war der Zeitpunkt günstig gewählt nach dem Konfirmationsoutfitfiasko! Ist das nicht toll? Danke, danke für den Applaus!
Jetzt habe ich wieder Platz im Schrank und bin stolz auf mich.
Heute hatte ich in einer kleinen Pause bei der Arbeit ein kurzes Gespräch mit meiner Kollegin. Sie beklagte, dass Männer im Allgemeinen nicht gerade die Kommunikationsgurus sind. Nichts für ungut, liebe Männer, es zieht sich hier nur derjenige den Schuh an, der ihm passt. Na, nicht alle auf einmal…. Es ging darum, mit ihm die Planung für den Folgetag zu besprechen und ob er sich in irgendeiner Form dabei mit einbringen wollte (Wege erledigen, mitkommen). Nachdem er, scheinbar bei vollem Bewusstsein kundtat, er wolle nicht mit, war er beleidigt, als die Kollegin ihn anrief und fragte ob sie ihm von hier oder dort etwas mitbringen sollte. Nein, er könne ja selber fahren, wenn sie das allein machen wollte!?? Hä? Hab ich irgendwas nicht mitgekriegt? Kann mir oder ihr das jemand logisch erklären? Is mir zu hoch.
Vielleicht hat er sich ja ein paar offene Augen auf die Lider gemalt und in Wirklichkeit geschlafen.
Denkbar wäre auch, dass er, ohne es selbst zu bemerken, Ohrstöpsel trug und deutete ihren sich bewegenden Kiefer als Entspannungsübung für die Halswirbelsäule. Naja, vielleicht finden wir des Rätsels Lösung nie.
Habe ich eigentlich schon erzählt, dass ich auch eine Zeit lang auch auf einem Squash Court zu finden
war? So richtig mit hin und her laufen und Ball wegschlagen. Es gab mehrere Gegner im Laufe der Zeit. Zeitweise zum Anfang spielte ich gegen meinen Mann. Das hat sich als untauglich herausgestellt, da wir beide auf einem unterschiedlichen Niveau spielten, will sagen , mein Mann hat die Bälle so geschmettert, dass ich nach kurzer Zeit so stinkig war, dass mir die Laune verhagelt war. Konnte er, glaube ich, gar nicht verstehen. Also verständigten wir uns darauf, mit gleichgeschlechtlichen Gegnern auf den Platz zu gehen. Das war sinnvoll. So spielte ich mal mit einer Freundin, meistens jedoch gegen meine jüngere Schwester Dani. Wir hatten sehr viel Spaß, manchmal so viel, dass wir vor Lachen nicht mehr weiterspielen konnten. Während einem dieser Lachmatches war nach dem recht spektakulären Aufschlag von Dani der Ball wie weggezaubert, aus der Luft weg. Wir stellten unter ziemlichem Gelächter verschiedene Spekulationen an: Sie hat die Schallmauer durchbrochen, nee, dann hätten wir ja den Knall gehört. Sie hat während des Schlages einen Zauberspruch gedacht oder der Ball ist in einem Universum jenseits unserer Matrix verschwunden. Ein Wurm-Loch? Atomspaltung? Wir kamen nicht drauf. Vom Lachen und Raten erschöpft setzten wir uns auf den Boden und resümierten nochmal. Währenddessen streifte mein Blick Danis Schläger und siehe da: Der Ball steckte im Schläger!
Also wir Mädels lachten eher, mein Mann trug auf dem Court echte Kämpfe aus: Einmal kam er nach Hause und hatte ein Veilchen, nicht weil er seinen Gegner verkloppt hatte , nein der Gegner hatte, während er den Ball ins Visier nahm nicht mitbekommen, dass mein Mann sich in Flugrichtung Ball befand und zimmerte ihm den Schläger direkt auf die Brille. Er sah etwas ramponiert aus, als er nach Hause kam. Das Spielen mit diesem Teilnehmer war abgehakt. Auch andere distanzierten sich vom Match mit meinem Mann, da er alle „kaputtspielte“, durch seinen Ehrgeiz war er so angespornt, dass er sein letztes gab und nicht nachließ, bis die anderen entkräftet das Feld verließen. Auch er hat Mitstreiter verschlissen, nur anders .
Nochmal zurück zu der „Schweineaffäre“: Da ich jetzt wieder Platz im Kleiderschrank hatte, streunte ich mit Aki, meiner zweitältesten Schwester gestern durch Goslar. Wir hatten noch einen Geburtstagsgutschein von einem großen Textildiscount, Clamotten-August (ich umschreibe das so, da ich keine Schleichwerbung machen möchte) und das verschaffte mir die günstige Gelegenheit, mich ein wenig umzuschauen, die Preise waren niedrig und ich fand einige Teile wirklich günstig und vor allem passend in mehrerlei Hinsicht und so kam es, dass ich mit einem zufriedenen Lächeln und einer Tüte mit Inhalt und meiner ebenfalls glücklich lächelnden Schwester das Kaufhaus verließ. Erst viel später merkte ich die hämisch grinsenden Schweine, die gegenüber an der Ecke standen und ebenfalls zufrieden aussahen. Zunächst fragte ich mich, was wollen die denn hier? Und dann wurde es mir schlagartig bewusst: Sie hatten mich wieder ausgetrickst! Dadurch dass sie mich beim Kleiderschrank entrümpeln hatten gewähren lassen, ließen sie mich nur in dem Glauben, gewonnen zu haben. In Wirklichkeit manipulierten sie mich in Richtung: Kleiderkauf ohne schlechtes Gewissen. Mein Fazit: Ich werde mein Leben lang schweingesteuert sein, es hat wirklich keinen Sinn, noch dagegen anzukämpfen. Also: O.k., Schweine, ihr habt gewonnen, hier bin ich, nehmt mich in eure Opferstatistik auf und macht einen Haken an meinen Namen. Ich betäubte meine neu gewonnene Erkenntnis abends mit Aki zusammen mit Sekt und selbstgeklöppeltem Rosenlikör. Prost. War lecker, hicks!
Ihr seid übrigens die ersten, denen ich es erzählt habe! Also behaltet es bitte für euch.

Mittwoch, 9. September 2009

Teil 16

Ich mache jetzt eine Rolle rückwärts in der Zeit und lande in einem Abschnitt meines Lebens, in welchem ich sportlich sehr aktiv war. In jener „Epoche“ besaß ich auch eigene Sportgeräte wie kleine Hanteln und Expander-Stange, dies sei vorausgeschickt. Dieser Expander war ca. 1 m in der Länge , hatte an jeder Seite einen Griff und seitwärts davon eine Griffschlaufe, so dass man beim Training damit nicht in irgendeine Richtung abrutschen konnte, wenn man Schwitzehändchen bekam. Dies nur zum besseren Verständnis für später.
Was jetzt folgt ist wieder ein Beispiel für Frauen am Rande eines Nervenzusammenbruches, wobei dieses Mal nicht ich dem Wahnsinn verfiel. – Es war ein friedlicher Abend, das Tagwerk erledigt, die Zeit des Entspannens war gekommen und ich saß noch bei einer Tasse Kaffee. Mein Mann war müde und wollte sich schon bald zur Ruhe niederlegen als das Telefon klingelte. „Hallo, ich bin es, gerade von der Freizeitfahrt mit den Kindern zurück, ich muss reden. „ O.k. Alles klar komm vorbei , ich mach schon mal Kaffee oder lieber Tee?“ Ein paar Minuten später ging die Türklingel. Meine aufgeriebene Schwester war eingetroffen. Oh, je, doch so schlimm.
„Komm rein, mach es dir bequem, ich hoffe es stört dich nicht, dass ich ein bisschen Hantel- und Expandertraining mache während du erzählst. (Carpe diem!). Meine Schwester lud etwas Frust ab und ich hörte geduldig zu. Im Laufe der Zeit wechselte ich das Sportgerät, die Hanteln waren genug eingesetzt, der Expander war jetzt dran. Ich griff die Enden links und rechts und drückte ihn mal von beiden Seiten von rechts nach links zusammen , danach vor der Brust von vorn in Richtung Brust. Hat das jeder vor seinem geistigen Auge? Gut. Natürlich bekam ich feuchte Hände und der Watsch-Boing-Effekt setzte ein: Der Expander rutschte mir aus der Innenhand vor der Brust, so dass mit die Stange erst auf die Brust und dann unter das Kinn schlug, glücklicherweise ging ich nicht k.o.
Das blieb meiner Schwester vorbehalten: Sie kippte vor Lachen auf die Seite und konnte nicht mehr aufhören „HAHAHAHHHHHHHHHHHHHHAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH! Schon mal was von einem Lachflash gehört. Ich verwarnte sie mehrfach, damit aufzuhören, denn es machte mir langsam Angst. „Wenn du jetzt nicht aufhörst, klopp ich dir eine, ich hole einen Arzt, oder besser lasse dich ein liefern!“ Es ging gar nichts , sie schnappte zwischendurch nach Luft um nochmal mit dem Gelächter anzufangen und blieb auf der Seite liegen und versuchte das ganze Geschehen aus ihrer Sicht darzustellen: „ HAHAHAHHHAAAAAAH, du hättest, uahhhhhahhhha, hhhhhiiiiiihhhiiiiiihhhh, ….Wupps, boing, Kinn, hähähähhhhhäääh,kann nicht mehr, hhhhhooooohhhhhooo……Klasse!!““
Es dauerte seine Zeit, bis sie sich wieder so weit im Griff hatte, dass sie mich anschauen konnte ohne in nicht enden wollendes Gelächter auszubrechen. „ Das hat mir echt geholfen, ich bin jetzt völlig entspannt, du hättest dein Gesicht, hihihihiiii---„ Schon gut gern geschehen!“
Diese Geschichte kommt regelmäßig bei Familientreffen wieder aufs Tablett und ich merke, dass ich damals wie heute noch darüber lachen kann.
Wie beispielsweise manchmal aus Schadenfreude, nicht im gemeinen Sinn, sondern aus dem Reflex heraus, man beobachtet etwas und will gar nicht lachen, tut es dann aber doch. Das muss dann wohl doch an der Komik der Situation liegen.
Noch mal zu den sportlichen Aktivitäten zurück, ich habe wirklich viel ausprobiert: Joggen um den Golfplatz herum. War nicht so effektiv... zum einen wurde ich von einer anderen Joggerin 3x überholt, sie federte locker an mir vorbei, hätte bloß noch gefehlt, dass sie ein Liedchen pfeift, und zum anderen konnte ich , abgesehen davon, dass ich aus dem letzten Loch pfiff, danach erst nicht mehr die Kupplung meines Autos bedienen, meine Beinmuskeln waren zu kurz!! Die Verzweiflung ließ mich fast vor der Frontscheibe klebend mit zittrigen Beinen nach Hause stottern, was für ein Desaster.
Da ich ja ein Kämpfer bin, dass dürfte inzwischen jeder gemerkt haben, meldete ich mich beim Jazzdance in der Loges-Schule an. Auch das war echt lustig: Ich als Tanzgünter tanzte oder drehte mich fast immer in die falsche Richtung. Nachdem alle herzlich über mich gelacht haben und ich eigentlich einen Träger gebraucht hätte, der mich nach Hause schleppt, waren auch hier meine Wadenmuskeln zu kurz, um ohne Anstrengung und Gelächter die Treppen herunter zu kommen. Einfach herunterrollen kam nicht in Frage. O.k. so hätten wir das auch erledigt.
Ich habe auch mehrere Mitsportler verschlissen: Beim Rollerbladen brach sich meine pfundige Begleitung mehrfach das Sprunggelenk und musste operiert werden. Den Vorschlag, dann mit einem Skateboard mit mir zu kommen, wenn alles verheilt ist, fand sie nicht so komisch wie ich. Beim Aerobic wurde meine Mitstreiterin fast ohnmächtig, eine andere kugelte sich die Schulter aus (warum und wie verstehe ich bis heute nicht). Ein Fluch ? Man weiß es nicht. Es sprach sich herum und so kam es, dass ich beim Sport immer ziemlich einsam war.
Meine merkwürdigen Erlebnisse beschränkten sich nicht nur auf den Sport. Da ich offen bin für alles mögliche sagte ich natürlich nicht nein, als eine Freundin mich bat, Fotos zu machen bei der Aufführung der „Rocky Horror Picture Show“, welche vom Theaterprojekt ihrer Schule im Jugendzentrum aufgeführt werden sollte. Das war schon ein Wagnis als solches, denn der Sohn eines in unseren Breiten sehr bekannten Arztes spielte den Frankenfurter in Korsett und Strapsen. Skandal!! Natürlich sagte ich ja. Sie instruierte mich noch mit folgenden Worten: „ Um nicht so aufzufallen solltest du einen verrückten Hut aufsetzten und dir das Gesicht ein wenig anmalen.“ Klar, da bin ich dabei. Gesagt getan: Ich malte mir ein Katzengesicht, setzte eine plüschige Katzenmütze auf(die war noch vom letzten Kinderfasching über), zog meinen Trenchcoat an, schnappte meine Kamera, stieg in meinen Käfer und machte mich auf den Weg.
Das Jugendzentrum erreicht hörte ich schon Musik von drinnen. Oh, klasse! Ich ging rein , öffnete die Tür und wünschte ich hätte das nicht getan. Die Gespräche verstummten als ich reinkam, alles sahen mich an und dann dämmerte es mir langsam : Ich blickte in zur Hälfte schwarz zur Hälfte weiß gemalte Gesichter, auf Zylinder, alte Hüte, Zimmermädchenkostüme , Fräcke etc. und ich kam mit Katzenmütze. Ach so , das hatte sie gemeint. Dass hier wieder Gelächter im Spiel war, könnt ihr euch sicher vorstellen. Warum tat sich nicht ein Loch im Boden auf in welchem ich verschwinden konnte.
Wer die Rocky Horror Picture Show kennt, weiß, dass da keine Katze mitspielt. Ich entfernte mich im Rückwärtsgang, zog meinen Trenchcoat aus , verstaute meine Katzenkappe in der Handtasche, wusch mein Gesicht ab , ging wieder rein, in der Hoffnung, dass mich keiner erkannte und tat so, als wäre ich gerade erst eingetroffen. Trotzdem blieb ich nicht unerkannt. Hatte meine Kamera mich etwa verraten? Die Katzenkappenaffäre war jedenfalls in meinem damaligen Freundeskreis legendär.
Ihr seht also, dass auch manchmal aneinander vorbeireden oder ungenügende Informationen durchaus komische Momente hervorbringen kann.

Dienstag, 8. September 2009

Teil 15

Ich möchte noch einmal die" Fußspuren im Sand der Zeit " aufgreifen. Ich denke das ist sicher ein weiter Begriff und Auslegungssache, jeder wird es anders gewichten. Ich für mein Teil denke kleine Spuren sind schon positive Erinnerungen, die man mit anderen teilen kann.Zu meinen Erinnerungen gehört der Urlaub in Norddeich vor ca. 20 Jahren. Kein langweiliger Urlaub, denn wir fuhren gemeinsam mit Kind und Kegel, also Kind, Schwester, Schwager und Kind in die Ferien. Das erste Mal in dieser Konstellation. Da wir , mein Mann, mein Sohn und ich damals schon in Holzminden wohnten und meine Schwester mit ihren Lieben im Harz, machten wir aus, uns auf einer Autobahnraststätte zu treffen. Das Wetter war herrlich und so starteten wir, gutgelaunt mit allem Proviant und Urlaubsequipment ausgestattet. Alles hat geklappt, guter Plan, gute Durchführung. Wir trafen uns unter großem Hallo an besagter Raststätte und beschlossen, gleich mit einem kleinen Picknick loszulegen. Also , ohne Mampf kein Kampf (später auf der Autobahn). Alle Leckereien wurden auf dem Auto oder dem Autodach verteilt. Es gab für jeden etwas, gekochte Eier, belegte Brote, Obst und Gummibärchen, alles was nötig ist um gestärkt durchzustarten.
Alles wieder verstaut, oder? Los geht's auf die Autobahn. Wir fuhren voran. Bine und Henning winkend und mit Lichthupe hinter uns. Oh schön, alle haben gute Laune. Später stellte sich heraus, das hatte einen Grund! Vom fliegenden Teppich hatte ich schon gehört, aber von fliegenden Eiern??? Wir hatten also unsere beste Tupperdose samt gekochten Eiern auf dem Autodach vergessen. Es brauchte keine große Geschwindigkeit und die Eier lernten fliegen und verteilten sich mit samt der Dose auf der Autobahn.
Das fing gut an. In Norddeich angekommen bezogen wir ein wunderschönes Appartement, neugebaut aus rotem Klinker, mit Terrasse und genügend Platz für uns alle. In den nächsten Tagen erkundeten wir mit den Kindern den Strand und das Watt der Nordsee. Die Abende verbrachten wir mit allerlei Spielen, wie Mallefitz, Würfeln und ähnlichen Dingen. Es gab auch mal etwas bedecktes Wetter. Wir beschlossen uns die Gegend anzusehen, Kultur sollte auch nicht zukurzkommen. Anhand einer Karte stellten wir fest, es gab 3 Klöster in der Region, die sollten unser Ziel sein. Henning fuhr, der Kutscher kennt den Weg. Das 1. Kloster, ja wo war es denn wohl? Es war nicht aufzufinden, macht nix, wir haben ja noch 2. Also, die Route geändert und das nächste anvisiert. Komisch, nur ein paar Steine, das war's. Man räts doch schon, auch das 3. Kloster war nicht wo wir es vermutet hatten. Jetzt meldete sich mein Mann zu Wort ."Wir sind hier an der See. Ich möchte mal einen Hafen sehen." Das ist zwar nicht ganz so kulturell, aber viel zu sehen für die Kinder sollte es da schon geben. Also auf nach Emden. Stadt am Wasser, ein Hafen also sehr wahrscheinlich. Emden-Hafen, los geht's. Die Hinweisschilder in der Stadt ließen uns hoffen daß wir bald am Ziel sein sollten. Hinweisschilder gab es einige, leider auch jene die uns klarmachen sollten: Das Betreten der Hafenanlagen für Unbefugte ist verboten. Wir hatten die Kinder dabei, so also, Verbotschilder sind zu befolgen. Außerdem wäre ein Verstoß vielleicht für die Kinder auch nicht ungefährlich. Was nun? Mein Mann wiederholte das eine oder andere Mal vehement "Ich möchte jetzt aber doch den Hafen sehen!"
Es machte sich jetzt doch langsam der Verdacht breit, hier kann doch was nicht stimmen. Alles was wir suchten, ich erinnere an die 3 Klöster, jetzt der Hafen, war nicht da, oder nicht zu erreichen, komisch! Ein letzter Versuch an diesem Tag. Wir waren in Emden, es mußte ja da sein und jeder sollte es finden: Das Ottohaus(unter Kennern dat Ottohus). Kaum zu glauben, wir fanden es, sehr zur Freude der Kinder.
Da gab es neben vielen Ottifanten auch tatsächlich einen ausgekauten Kaugummi von Otto zu bestaunen. Die Kinder hatten Spaß und wir auch. Diese Odyssee ist heute noch ein running Gag in unserer Familie. In den folgenden Tagen besuchten wir Kiel-Molfsee mit dem Moordorf und Bine konnte dort nicht wiederstehen auf ein Fahrrad mit exzentrischen Achsen zu steigen, die dort zur allgemeinen Belustigung der Besucher für einen Höllenritt angeboten wurden, gegen geringe Gebühr.Ich kriege heute noch Gesichtsmuskellähmung wenn ich an diesen Anblick denke!! In den nächsten Tagen sahen wir uns noch das Städtchen Heide ,das dortige Teemuseum und einen Bauernmarkt an.Auch hier hatten wir alle sehr viel Spaß, ich auch. Ich stand etwas abseits von meinen Lieben bei einem Händler und schaute mir Getöpfertes an, als mir jemand auf die Schulter tippte. Ich drehte mich um und neben mir stand ein junger Mann, ziemlich zugewachsen, mit reichlich Bartwuchs und langen Haaren, schaute mich erwartungsvoll an und fragte:"Entschuldige, kann man dich kennenlernen?" Einerseits überrascht aber auch etwas schmunzelnd sagte ich ihm:"Im Prinzip schon, ich müßte nur gerade mal meinen Mann fragen was er davon hält".Peinlich berührt zog sich nun der junge Mann zurück und stieß auf ein älteres Ehepaar, augenscheinlich seine Eltern. Die hatten das Spektakel aus sicherer Entfernung mit Spannung verfolgt. Meine Familienangehörigen verfolgten besagte Aktion allerdings mit großem Gelächter. Auch heute noch höre ich ab und zu von meiner Familie:"Kann man dich kennenlernen?" Ich nehme es belustigt zur Kenntnis. Mag sich jeder seinen Reim darauf machen.
So gingen unsere Ferientage dahin und jeder Tag war ausgefüllt mit Lachen. Leider war es so daß Bine, Henning und Annika ein paar Tage vor uns nach Hause mußten. Der Tag der Abreise, und somit der Trennung rückte näher und uns allen war ganz mulmig im Magen bei dem Gedanken. Aber es ging nicht anders ! Schweren Herzens verabschiedeten wir uns und trennten uns mit der einen oder anderen Träne im Knopfloch.
Für uns war nun der Urlaub auch vorüber. Es war nicht mehr dasselbe! Abends saßen wir sehnsüchtig in unserem Appartement, nichts war mehr so wie vorher. Mehr schlecht als recht verbrachten wir die Nacht in unserem Domizil. Schon beim Frühstück war uns klar, so geht das nicht weiter, es fehlte ein wichtiger Teil von uns! Wir beschlossen also sofort unsere Sachen zu packen und unsere letzten paar Urlaubstage im Harz zu verbringen. Als wir am späten Nachmittag bei Bine und Henning vor der Tür standen gab's ein großes Hallo und wir waren uns alle einig, wir waren wieder komplett. Alle hatten wir das gleiche Gefühl und fehlten uns gegenseitig.
Diese 10 Tage gemeinsamer Urlaub ist uns heute noch so präsent in unserer Erinnerung, mit all den Erlebnissen und Emotionen.
Wenn ich einmal gehe ist diese Zeit ein Mosaikstein in meinem Leben unter der Rubrik: Das war's wert!!

Montag, 7. September 2009

Teil 14

Aus aktuellem Anlass – in drei Wochen finden ja die Bundestagswahlen statt – möchte ich mal an ein Stück Deutsche Geschichte erinnern, an die Bundestagswahlen vom 18. Sept. 2005. Diesen Tag habe ich noch in vitaler Erinnerung.
Zur Vorgeschichte darf angemerkt werden, dass in der rot-grünen Koalition unter Bundeskanzler Schröder die Agenda 2010 durchgedrückt worden war, darunter die Arbeitsmarktreformen, die unter der Leitung von Peter Hartz entwickelt wurden – „Arbeitsmarktreform“ kommt mir nur schwer über die Lippen und wenn ich an Peter Hartz denke, wird mir fast übel, der Mann hat ja nicht nur diesen unausgegorenen Blödsinn maßgeblich mit verzapft, sondern später noch einmal wegen Veruntreuung von Firmengeldern Furore gemacht. Garantiert ist er auch für den Rückgang der Übernachtungszahlen im Harz verantwortlich. „Harz“ und „Hartz“ sind ja phonetisch nicht zu unterscheiden, darum liegt die Negativassoziation mit unserem schönen Mittelgebirge wirklich nah.
„Wollen wir nicht mal in (den) Har(t)z (4) fahren?“ „Ne, lass mal, da muss ich nicht hin – an den Arsch der Welt!“
Wenn schon die Sozialgesetzgebung an dieser Stelle versagt, dann könnte man dem Kind doch wenigstens einen neuen Namen geben. „Schröders Selektionsgesetze“ oder so, so könnte weiteres Unheil von unserer Region abgewendet werden.
Jedenfalls gab es schon damals ernst zu nehmende Bedenken in Bezug auf das, was da zusammengepfuscht wurde. Darum wehte der damaligen Regierung auch ein wirklich rauer Wind ins Gesicht und bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen kam es dann zu genau der Wahlniederlage für die SPD, die letztlich zu Neuwahlen führte – mit den bekannten Folgen.
Im Vorfeld dieser Wahlen kam es zwischen H. D. und H. K. zu einem intensiven Gedankenaustausch in dieser Angelegenheit. Während H. D. die Agenda 2010 im Wesentlichen befürwortete und dies auch heute noch tut, lehne ich diese bis heute ganz und gar ab und halte den Altkanzler Schröder inzwischen für den Totengräber seiner eigenen Partei. Nur er hat „Die Linke“ möglich gemacht. Henning hält die Linkspartei aus verschiedenen Gründen für nicht wählbar, während ich der Ansicht bin, dass sie eine echte Existenzberechtigung hat. Große Lust hätte ich an dieser Stelle, die notwendigen Begründungen für diesen Standpunkt zu liefern, aber das würde wieder den Rahmen sprengen und zu politischen Diskussionen wollen wir uns hier ja nicht treffen – oder etwa doch?
Am 18. Sept. 2005 jedenfalls, fand hier bei uns daheim besagte Wahlparty statt, Bine und Henning waren an diesem historischen Tage als Gäste geladen. Die Gespräche des Vortages über den möglichen Wahlausgang und die hierfür in Frage kommenden Gründe brachten mich derart auf die Palme, dass ich nichts anderes mehr im Sinne hatte, als H. D. auch auf diesen Baum zu jagen, was nicht ganz einfach ist, er ist leidensfähig, leidensfähiger als jeder andere Mensch den ich kenne – bewundernswert. Es müsste also eine wirkliche Provokation her, sonst würde ich ihn da nicht hoch bekommen.
Es dauerte wirklich nicht lange, da hatte ich den passenden Tiger gefunden, der ihn da hinauf scheuchen könnte, eine öffentliche, gut sichtbare Aufforderung – direkt hier am Haus - der Linken die Stimme zu geben, das würde ihn wach rütteln. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, mit wie viel teuflischer Freude und Herzblut ich dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt habe.
Sofort bin ich in meine Werkstatt geeilt, dort nenne ich einen riesigen Fundus an Reinigungstüchern (keine Putzlappen!) aus weißem Linnen mein Eigen, einige von ihnen waren einmal Tischtücher, Bettlaken oder Bettbezüge. Einer dieser Bettbezüge war noch nicht für seine eigentliche Bestimmung zerlegt, sondern lag noch unberührt, feinsäuberlich zusammengelegt im Regal.
Gerade die richtige Grundlage für einen fiesen Werbespot. Faltenfrei auf dem Fußboden lag der Bezug nun und wurde von mir mit einem fetten Edding liebevoll, wenn auch in größerer Erregung beschriftet.
„LAFONTAINE FOR PRESIDENT“ war dort in großen Lettern zu lesen. Klasse, aber das geht noch besser, ich legte den Bezug auf`s Gesicht und schrieb ihm in gleicher Art und Größe auf den Popo: „DU SCHAFFST ES, OSCAR !“
Dann habe ich John-Lee Hooker in meine Musikanlage geschubst und die Kiste so aufgedreht, dass die Schraubenschlüssel auf der Metallwand im Rhythmus zum Blues getanzt haben – ein herrliches Gefühl, kann ich Euch sagen.
Der Aufruf sollte nicht eingerahmt vor dem Hause platziert werden, das wäre schon deshalb ausgeschlossen gewesen, weil das Epi dies sofort durch Forträumen verhindert hätte, ihr Humor ist in Bezug auf derartige Aktionen sehr begrenzt, nein, dass musste raffinierter eingefädelt werden, Diesen Spaß wollte ich mir unter keinen Umständen verderben lassen, das wäre deprimierender gewesen, als der mögliche Wahlerfolg für Schwarz-Gelb und unter allen Umständen zu verhindern.
Um dies sicherzustellen, hatte ich mich für einen mobilen Wahlaufruf entschieden, einen, den ich sekundenschnell installieren könnte. Hierzu würde sich unsere Schlafkammer trefflich eignen, sie liegt im ersten Stock und hat ein Fenster zur Straße hin – das lässt sich mal eben schnell öffnen, um draußen gewünschtes Bild entfalten zu können.
Ich glaube, an dieser Stelle hat John-Lee alles gegeben, auch ihm hätte diese Idee bestimmt gefallen.
Nun sollte mein Anliegen nicht platt vor dem Haus rumhängen – dann nämlich wäre die Irritation darüber nur denjenigen Passanten zu Teil geworden, die direkt vor dem Haus ständen, mit Blick auf die Schlafkammer – nein, schon aus weiter Ferne und für alle gut sichtbar, sollte diese Botschaft im Winde wehen. Allen, denen der Tatort unbekannt ist sei gesagt, dass wir hier direkt an einer Durchgangsstraße mitten im Kurort mit durchweg honorigen Anwohnern leben – in direkter Nachbarschaft zum hiesigen Golfplatz - dies macht wohl deutlich, wie mutig dieser Vorstoß war!
Ebenso hätte ich mir auf die Fahnen schreiben können, „hey Leute, ich bin schwul, juchhhhhhuuuuuuuuu.“ Nein, eigentlich war geplantes Outing deutlich gewagter, aber dazu komme ich später. Nun ging es erst einmal darum, aus dem Bettbezug eine Fahne zu bauen, und das geht so:
Man nehme einen Gerätestiel der Fa. Gardena – nicht etwa den in Normallänge, so wie ihn meine Gattin gelegentlich benutzt, nein, ein überlanges Exemplar, eins, bei dem man nicht so dicht an der Arbeit ist, Befestige ich einen Laubrechen daran, kann ich mit einem einzigen Rutsch über den Rasen etwa. 2 Quadratmeter vom Laube befreien, ohne auch nur einen einzigen Schritt tun zu müssen.
Diesen Gerätestiel habe ich nun in den Bettbezug eingeführt und mit Kabelbändern fachgerecht fixiert, Schließlich sollte sich die Botschaft ja nicht vom Winde verwehen, um dann vielleicht noch mit Füßen getreten zu werden Gut, das hatte auch geklappt. Meine Frau war noch immer nicht vom Einkauf zurück, und so konnte ich den ersten Installationsversuch wagen. Treppe rauf, Fenster auf - weit und breit war niemand in Sicht - und so hab ich den Apparat erst einmal so hingehalten, ein erhabenes Gefühl, kann ich Euch sagen. Natürlich wollte ich nicht die ganze Zeit selbst dort oben stehen und vielleicht noch ein paar faule Eier oder Tomaten mit den Zähnen fangen, und habe so nach geeigneten Befestigungsmöglichkeiten gesucht.
Auch das war ganz einfach, eine Schnur an den Heizkörper gebunden und das Ende der Schlaufe am Gerätestiel befestigt – an das Ende der Fahnenstange, fertig. Das Unikat hing genau in Waage, beklemmt durch sein Eigengewicht, auf der Fensterbank ruhend, zur Straße hinaus. Noch immer war niemand zu sehen und so beschloss ich die Sache aus der Froschperspektive zu betrachten.
Über die Terrasse in den Garten, dann auf den Fußweg, so habe ich mich ca. 20 Meter vom Haus entfernt, kehrt gemacht und bin dann wie zufällig am eigenen Haus vorbei, in die entgegengesetzte Richtung gegangen – pfeifend! Grandios, dieser Anblick, hätte das doch nur eine Fernsehkamera von n-tv. einfangen können – für einen kurzen Stimmungsbericht aus dem bürgerlichen Lager – einen Tag vor der Schicksalswahl, das hätte Oskar noch so manchen Prozentpunkt gebracht.
Hätte er gesehen, wie selbstlos ich hier Kopf und Kragen für ihn riskiert hatte, wäre ich wohl längst Teil seines Stabes und müsste nicht länger unter den Hartz-Gesetzen leiden – die für mich so gar nichts übrig haben.
Nun gut, alles kann man nicht haben. In Höhe des Eingangs habe ich dann wieder das Grundstück betreten und bin dann ebenfalls durch den Garten, über die Terrasse hoch in die Schlafkammer und habe den Stein des späteren Anstoßes entfernt, das Fenster geschlossen, feierlich die Fahne eingerollt und diese unter dem Bett versteckt.
Kaum war ich wieder unten, stand meine Frau in der Haustür. Wie üblich, habe ich ihr sofort den Einkauf abgenommen und alles feinsäuberlich verstaut. „Was ist los, Henning, Du schmunzelst ja so, haste wieder was ausgeheckt?“ „Quatsch, wie kommst Du denn darauf?“ „Na, irgendwas stimmt doch nicht?!“
Doch, alles stimmte, wenigstens für mich. Innerlich bin ich mit so viel Freude und Spannung durch die Gegend gehüpft, dass ich den folgenden Tag – den Wahltag, vor allem die Wahlparty und Hennings Reaktion auf den Hinweis zum Aufruf der ersten Bürgerpflicht – kaum abwarten konnte.
Wie alle Zeit des Wartens, verging auch diese. Es war Sonntag, das Wetter recht mild und sonnig und schon am Vormittag verfolgte ich die aktuellen Ereignisse, all die Prognosen wichtiger Politiker und die Einschätzung jener, die sich schon seit Wochen mit dieser Wahl auseinandersetzten. Wie so oft, wenn ich solche Beiträge verfolge, wünsche ich mir eine halbe Stunde Redezeit. zur besten Sendezeit. auf allen Sendern - ohne dabei unterbrochen werden zu dürfen, am besten im Deutschen Bundestag, vor vollem Haus. Einmal die eigene Sicht der Dinge öffentlich darstellen zu dürfen, das wäre schon was - ein ebenso schöner, wie naiver Traum und dabei kann es auch ruhig bleiben, ich will Euch keine Angst machen.
Soweit ich mich erinnere, wollten unsere Gäste um 15.00 Uhr eintrudeln, um die letzte Phase des Wettlaufs um die Gunst des Wählers zu begleiten, wir wollten in Ruhe grillen und noch die wichtigsten Dinge besprechen, Wetten abschließen oder die eine oder andere Partei wenigstens vor dem Bildschirm noch demoralisieren, und um 18 Uhr sollte es dann wirklich hoch hergehen.
Gottlob gehören die Bine und Henning zu den Pünktlichen – zu den Oberpünktlichen. Verabredete Uhrzeit, minus 7,5 Minuten, das ist der wahrscheinlichste Moment ihres Eintreffens. So auch an diesem Tag. Genau um 15.50 Uhr habe ich den Gang auf das stille Örtchen angetreten, nicht um in dieser schweren Stunde meine Notdurft zu verrichten, nein, von hier aus hat man aus dem Fenster heraus die Zufahrtsstraße genau im Auge und genau 15.53 Uhr hörte ich ihr Auto, in noch weiter Ferne – der Auspuff. Unverwechselbar dieses Geräusch.
Genau der richtige Moment, um in die Schlafkammer zu eilen, das Fenster aufzureißen, die Fahne un mit samt den Staubknäuels unter dem Bett hervor zu zerren und diese dann blitzschnell in Position zu bringen. Kaum war das Fenster wieder angelehnt, knatterten die beiden um die Ecke und parkten genau unter diesem Fenster. Bine und Henning kramten diverse Salate, Gebäck und ein Fläschchen Wein aus dem Kofferraum, knallten ihn zu und wollten gerade den Weg zur Eingangspforte antreten, als Henning in einem flüchtigen Blick aus dem Augenwinkel bemerkte, dass da jemand die weiße Fahne rausgehängt hat – ein persönliches Ärgernis für meinen Henning, oder vielleicht doch Erregung öffentlichen Ärgernisses?
Wahrnehmung und beginnende Empörung waren wohl eins, Ich selbst lag inzwischen den Mund zuhaltend vor Lachen auf dem Bett in der Kammer und konnte das Gespräch der beiden bruchstückhaft verfolgen, denn inzwischen war auch Bine auf „Lafontaine for president“ aufmerksam geworden. Ihr fehlten da aber eher die Worte, sie empörte sich auch nicht derart und fing sehr bald an zu lachen.
Es klingelte. Zu einer ordentlichen Begrüßung hatte es nicht mehr gereicht, als meine Gattin die Haustür öffnete. „Komm, Bine, lass uns gehen, unter diesen Umständen kann ich hier nicht Gast sein, wer so etwas……“ Den genauen Wortlaut kenne ich nicht mehr genau, aber ich konnte heraushören, dass unterschwellig auch einiges Plaisir mitschwang, und das war ja die Hauptsache.
Das Epi hatte keinen Schimmer, erst als Henning sie an die Hand nahm und ihr das Bild des Grauens nicht länger vorenthielt, machte sich auch bei ihr die zu befürchtende Empörung breit. Nur zögerlich verließ ich mein Versteck und warf mich den Raubtieren zum Fraß vor. Irgendwie klangen die Kommentare dann doch etwas vorwurfsvoller, als ich mir das gewünscht hätte, aber vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet. Das Lachen konnte ich mir aber für Stunden nicht mehr verkneifen. Dies aber aus einem etwas anderen Grund.
Nachdem sich nun die Wogen langsam wieder geglättet hatten und die Vorbereitungen zum Grillen anliefen, verschwand meine Frau – scheinbar unbemerkt - nach oben. Ich wusste genau was sie vorhatte, das Bild der Schande musste entfernt werden – koste es was sie wolle. Ich ließ sie in aller Ruhe gewähren und in dem Glauben, niemand hätte bemerkt, dass sie Oscar um die entscheidenden Prozentpunkte gebracht hatte. So hatten alle ihren Spaß, der ja nun vorbei war, denn soweit ich mich erinnere, informierte Ewa die beiden über das was sie getan hatte – auch scheinbar unbemerkt, umso besser.
Ich ließ noch eine weitere halbe Stunde verstreichen, und als ich dann sicher war, die Sache ist aus den Köpfen der sonst noch Anwesenden, schlich ich nun – tatsächlich unbemerkt – nach oben und installierte mein Anliegen abermals – lautlos. Unbemerkt stieß ich dann auch wieder zu meinen Leuten und so begann ein spannender Nachmittag und Abend. Jeder hatte was er wollte. Die drei im Geiste hatten sich durchgesetzt und den Aufruf entfernt, und ich hatte mich durchgesetzt und Oscar wieder platziert. Ein schönes Gefühl der Ausgeglichenheit, drinnen sitzen alle hübsch und warten auf die Große Koalition und draußen hängt der Initiator derselben.
Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an den Auftritt Schröders in der Elefantenrunde, als er behauptete, nur er könne eine stabile Regierungskoalition organisieren. Nun ja, das ist ja ganz anders gekommen und zwar obwohl es damals eine Mehrheit zugunsten der Parteien links der Mitte gab. Da die SPD aber die Linken von Anbeginn an in die Schmuddelecke gestellt hatte und ein Regierungsbündnis mit ihnen so ausgeschlossen wurde, konnte man mit ihnen eben auch nach der Wahl keine Regierung mehr bilden. Nach meinem Verständnis wurde der Wille des Wählers bewusst ignoriert und eine Koalition zusammengebastelt die es möglich machte, dass Machthaber und Mächtige wieder genau dort anknüpfen konnten, wo Schröder unfreiwillig aufhören musste.
Tatsächlich ist die SPD zu einer Art CDU-light mutiert, wir brauchen sie so wie sie heute ist, nicht mehr. Sie ist keine ehrliche Alternative mehr zur CDU. Wer Mitte-Rechts will, kann dann gleich das Original wählen und wer sich ernsthaft um soziale Gerechtigkeit bemüht, der wählt ??? Ja, was soll der wählen, die SPD hat ihre Wählerschaft verlassen und sich der Wählerschaft der CDU zugewandt, nun steht sie da – ohne Hemd und ohne Hose und sucht nach Alternativen. Mag man von den Linken halten was man mag, aber sie sind die einzigen, die, die sich immer weiter spreizende Schere zwischen Arm und Reich überhaupt noch in diesem Land thematisieren. Sie besetzen Positionen, die die SPD längst aufgegeben hat. Das ist Steinmeiers Problem, er ist doch derjenige, der damals Schröder die Reden geschrieben hat, derjenige, der auch heute diese Politik fortsetzt – ein „Schröder-light.“
Ne, das wird nix mit dieser Partei – nicht bei dieser Wahl. Noch immer setzen sie sich nicht ordentlich mit der Partei der Linken auseinander und diffamieren ihre Politiker und damit ihre Wähler – ein großer Fehler. So bekommen sie die Stimmen nicht zurück. Übrigens, sie beschimpfen diese Partei immer noch als Partei der Kommunisten und Sozialisten – und das zwanzig Jahre nach dem Ende der DDR.
Habt ihr eine ungefähre Vorstellung davon, was diejenigen die 1933 die NSDAP gewählt haben, dann 1949 bei der ersten Wahl zum Deutschen Bundestags gewählt haben – 4 Jahre nach Kriegsende? CDU haben sie gewählt – wenigstens die meisten von ihnen. Wer hat ihnen das je vorgeworfen - wer hat das der CDU je vorgeworfen? Und noch eins. Tausend Kommunisten sind mir tausendmal lieber, als ein einziger Nationalsozialist!
Nach meiner Einschätzung, wird die SPD nun für vier Jahre auf die Büßerbank gesetzt, dort hat sie genug Zeit zum Nachdenken, ich hoffe sie nutzt sie gut, sonst kommt Oscar nicht mehr aus dem Lachen heraus, und das wäre doch schade. Vielleicht reicht es auch wieder für Rot-Rot-Grün, dann könnte man wieder den Wählerwillen mit Füßen treten.
Um genau dieses Thema ging es eigentlich schon vor vier Jahren, als wir hier im kleinen Kreise den Ausgang der Wahl beobachteten und diskutierten – natürlich mit völlig unterschiedlichen Positionen, von denen auch heute wohl noch immer niemand abgerückt ist - oder vielleicht doch?
Jedenfalls flatterte der Napoleon von der Saar noch immer munter vor unserem Haus umher. Die Vorstellung darüber bereitete mir innerlich größte Freude. Irgendwann ist meine Gattin aber dann doch dahinter gekommen und hat den armen Mann wieder unter ihrem Bett versaut – dauerhaft.
Es muss wohl so gegen 19 Uhr gewesen sein, da klingelte es an der Haustür. Wir alle trauten unseren Augen nicht, es war unser alter Freund Uwe. Diesmal in Begleitung seiner neuen Liebe. Mein lieber Herr Gesangsverein, da hat er sich ja was Hübsches angelacht – ich glaube das aber nicht wirklich, denn tatsächlich wählen die Mädels ihre Buben selbst aus, ich weiß, ich soll es nicht sagen, es ist ja die Wahrheit und nur in Ausnahmen andersrum – wie dem auch sei, die beiden standen vor der Tür, ziemlich durchgefroren, in Lack und Leder – Gelächter. Obenrum war es jedenfalls Leder, denn sie waren mit dem Motorrad durch den Hartz gecruist und wollten mal eben reinschauen.
Auch das glaube ich nicht wirklich, wahrscheinlich wollte Uwe nur mit dem Mädel angeben, sich aufwärmen und sich mal so richtig sattessen. Na gut, wenn sie schon mal da sind, muss man sich auch kümmern. Wir haben ein Feuer im Ofen entfacht, ihnen ein Festmahl bereitet und eigentlich ging dann die Party erst richtig los. Nun ging es aber nur noch scheinbar um die Bundestagswahl, tatsächlich beäugten wir kritisch das Mädel, die den Uwe gewählt hatte - ein wirklich schönes Kind und ungefähr unverschämte zwanzig Lenze jünger, als das Objekt seiner Begierde. Nun gut, man muss das verstehen, Männer werden im Alter attraktiver – ist so.
Das Mädel heißt Cindy und wir haben uns alle sofort gut verstanden, was auch heute noch so ist, Zu der Wahlparty am 27. Sept. sind die beiden ebenfalls herzlich eingeladen, ich hoffe, sie machen da was möglich.
Jedenfalls war dieser Tag aus mehrerlei Gründen ein unvergesslicher Tag – so mag ich es. Nun mussten Cindy und Uwe nur noch mitten in der Nacht mit dem Motorrad irgendwie wieder nach Braunschweig kommen, in dem bisschen Lack und Leder wären sie wohl auf dem Ding festgefroren, und so haben wir ihnen unsere gesamte Winterbekleidung angelegt – Schicht um Schicht. Wie die Polarforscher die ihren Motorschlitten besteigen kamen uns die beiden vor und entschwanden so in die Nacht des Grauens, denn es war die Nacht der Großen Koalition mit den zu kleinen Erfolgen.
Der Wahlaufruf entpuppte sich am folgenden Tage dann doch noch zu einem öffentlichen Ärgernis. Meinem direktem Nachbarn fehlte hier jegliches Verständnis für diese Missetat, und so verurteilte er mich im Beisein seiner Gattin auf das Schärfste. Zunächst dachte ich, er würde scherzen, aber da hatte ich mich gründlich geirrt. Er war am Vortag in Begleitung anderer seriöser Herrschaften aus England an unserem Haus vorbeigekommen und musste diesen nun erklären, was es mit der weißen Fahne auf sich hätte. Geschämt hat er sich, dass er neben solchen Leuten wohnt. Das hat er mir deutlich zu verstehen gegeben. Sein gutes Recht, wir alle sind ja frei in unserer Meinungsäußerung.