Dienstag, 8. September 2009

Teil 15

Ich möchte noch einmal die" Fußspuren im Sand der Zeit " aufgreifen. Ich denke das ist sicher ein weiter Begriff und Auslegungssache, jeder wird es anders gewichten. Ich für mein Teil denke kleine Spuren sind schon positive Erinnerungen, die man mit anderen teilen kann.Zu meinen Erinnerungen gehört der Urlaub in Norddeich vor ca. 20 Jahren. Kein langweiliger Urlaub, denn wir fuhren gemeinsam mit Kind und Kegel, also Kind, Schwester, Schwager und Kind in die Ferien. Das erste Mal in dieser Konstellation. Da wir , mein Mann, mein Sohn und ich damals schon in Holzminden wohnten und meine Schwester mit ihren Lieben im Harz, machten wir aus, uns auf einer Autobahnraststätte zu treffen. Das Wetter war herrlich und so starteten wir, gutgelaunt mit allem Proviant und Urlaubsequipment ausgestattet. Alles hat geklappt, guter Plan, gute Durchführung. Wir trafen uns unter großem Hallo an besagter Raststätte und beschlossen, gleich mit einem kleinen Picknick loszulegen. Also , ohne Mampf kein Kampf (später auf der Autobahn). Alle Leckereien wurden auf dem Auto oder dem Autodach verteilt. Es gab für jeden etwas, gekochte Eier, belegte Brote, Obst und Gummibärchen, alles was nötig ist um gestärkt durchzustarten.
Alles wieder verstaut, oder? Los geht's auf die Autobahn. Wir fuhren voran. Bine und Henning winkend und mit Lichthupe hinter uns. Oh schön, alle haben gute Laune. Später stellte sich heraus, das hatte einen Grund! Vom fliegenden Teppich hatte ich schon gehört, aber von fliegenden Eiern??? Wir hatten also unsere beste Tupperdose samt gekochten Eiern auf dem Autodach vergessen. Es brauchte keine große Geschwindigkeit und die Eier lernten fliegen und verteilten sich mit samt der Dose auf der Autobahn.
Das fing gut an. In Norddeich angekommen bezogen wir ein wunderschönes Appartement, neugebaut aus rotem Klinker, mit Terrasse und genügend Platz für uns alle. In den nächsten Tagen erkundeten wir mit den Kindern den Strand und das Watt der Nordsee. Die Abende verbrachten wir mit allerlei Spielen, wie Mallefitz, Würfeln und ähnlichen Dingen. Es gab auch mal etwas bedecktes Wetter. Wir beschlossen uns die Gegend anzusehen, Kultur sollte auch nicht zukurzkommen. Anhand einer Karte stellten wir fest, es gab 3 Klöster in der Region, die sollten unser Ziel sein. Henning fuhr, der Kutscher kennt den Weg. Das 1. Kloster, ja wo war es denn wohl? Es war nicht aufzufinden, macht nix, wir haben ja noch 2. Also, die Route geändert und das nächste anvisiert. Komisch, nur ein paar Steine, das war's. Man räts doch schon, auch das 3. Kloster war nicht wo wir es vermutet hatten. Jetzt meldete sich mein Mann zu Wort ."Wir sind hier an der See. Ich möchte mal einen Hafen sehen." Das ist zwar nicht ganz so kulturell, aber viel zu sehen für die Kinder sollte es da schon geben. Also auf nach Emden. Stadt am Wasser, ein Hafen also sehr wahrscheinlich. Emden-Hafen, los geht's. Die Hinweisschilder in der Stadt ließen uns hoffen daß wir bald am Ziel sein sollten. Hinweisschilder gab es einige, leider auch jene die uns klarmachen sollten: Das Betreten der Hafenanlagen für Unbefugte ist verboten. Wir hatten die Kinder dabei, so also, Verbotschilder sind zu befolgen. Außerdem wäre ein Verstoß vielleicht für die Kinder auch nicht ungefährlich. Was nun? Mein Mann wiederholte das eine oder andere Mal vehement "Ich möchte jetzt aber doch den Hafen sehen!"
Es machte sich jetzt doch langsam der Verdacht breit, hier kann doch was nicht stimmen. Alles was wir suchten, ich erinnere an die 3 Klöster, jetzt der Hafen, war nicht da, oder nicht zu erreichen, komisch! Ein letzter Versuch an diesem Tag. Wir waren in Emden, es mußte ja da sein und jeder sollte es finden: Das Ottohaus(unter Kennern dat Ottohus). Kaum zu glauben, wir fanden es, sehr zur Freude der Kinder.
Da gab es neben vielen Ottifanten auch tatsächlich einen ausgekauten Kaugummi von Otto zu bestaunen. Die Kinder hatten Spaß und wir auch. Diese Odyssee ist heute noch ein running Gag in unserer Familie. In den folgenden Tagen besuchten wir Kiel-Molfsee mit dem Moordorf und Bine konnte dort nicht wiederstehen auf ein Fahrrad mit exzentrischen Achsen zu steigen, die dort zur allgemeinen Belustigung der Besucher für einen Höllenritt angeboten wurden, gegen geringe Gebühr.Ich kriege heute noch Gesichtsmuskellähmung wenn ich an diesen Anblick denke!! In den nächsten Tagen sahen wir uns noch das Städtchen Heide ,das dortige Teemuseum und einen Bauernmarkt an.Auch hier hatten wir alle sehr viel Spaß, ich auch. Ich stand etwas abseits von meinen Lieben bei einem Händler und schaute mir Getöpfertes an, als mir jemand auf die Schulter tippte. Ich drehte mich um und neben mir stand ein junger Mann, ziemlich zugewachsen, mit reichlich Bartwuchs und langen Haaren, schaute mich erwartungsvoll an und fragte:"Entschuldige, kann man dich kennenlernen?" Einerseits überrascht aber auch etwas schmunzelnd sagte ich ihm:"Im Prinzip schon, ich müßte nur gerade mal meinen Mann fragen was er davon hält".Peinlich berührt zog sich nun der junge Mann zurück und stieß auf ein älteres Ehepaar, augenscheinlich seine Eltern. Die hatten das Spektakel aus sicherer Entfernung mit Spannung verfolgt. Meine Familienangehörigen verfolgten besagte Aktion allerdings mit großem Gelächter. Auch heute noch höre ich ab und zu von meiner Familie:"Kann man dich kennenlernen?" Ich nehme es belustigt zur Kenntnis. Mag sich jeder seinen Reim darauf machen.
So gingen unsere Ferientage dahin und jeder Tag war ausgefüllt mit Lachen. Leider war es so daß Bine, Henning und Annika ein paar Tage vor uns nach Hause mußten. Der Tag der Abreise, und somit der Trennung rückte näher und uns allen war ganz mulmig im Magen bei dem Gedanken. Aber es ging nicht anders ! Schweren Herzens verabschiedeten wir uns und trennten uns mit der einen oder anderen Träne im Knopfloch.
Für uns war nun der Urlaub auch vorüber. Es war nicht mehr dasselbe! Abends saßen wir sehnsüchtig in unserem Appartement, nichts war mehr so wie vorher. Mehr schlecht als recht verbrachten wir die Nacht in unserem Domizil. Schon beim Frühstück war uns klar, so geht das nicht weiter, es fehlte ein wichtiger Teil von uns! Wir beschlossen also sofort unsere Sachen zu packen und unsere letzten paar Urlaubstage im Harz zu verbringen. Als wir am späten Nachmittag bei Bine und Henning vor der Tür standen gab's ein großes Hallo und wir waren uns alle einig, wir waren wieder komplett. Alle hatten wir das gleiche Gefühl und fehlten uns gegenseitig.
Diese 10 Tage gemeinsamer Urlaub ist uns heute noch so präsent in unserer Erinnerung, mit all den Erlebnissen und Emotionen.
Wenn ich einmal gehe ist diese Zeit ein Mosaikstein in meinem Leben unter der Rubrik: Das war's wert!!