Montag, 14. September 2009

Teil 18

Kaum hatte ich Geschichte geschrieben, waren schon wieder zwei weitere Beiträge hier eingestellt, sagenhaft, das geht ja wie das Backen der Brezeln. Eigentlich möchte ich zu jedem Beitrag etwas schreiben, dann aber könnte es sein, dass wir alle auf Palmen hocken und uns gegenseitig mit Kokosnüssen bewerfen. Seit gestern ist ein weiterer Beitrag zum Thema „gemütlicher Saustall“ mit vielen liebevollen Schweinen eingestellt worden, insofern passt der folgende Text nicht nahtlos ins Geschehen, aber gut, so ist das.


Bei dem Versuch, Männer vor dem frühzeitigen Ableben zu bewahren, war ich wohl nicht so ganz erfolgreich. Ihr nehmt mich einfach nicht ernst, nun gut, das tue ich ja selbst auch nicht – in diesem Fall aber schon, merkt Euch das!


Im vorletzten Beitrag ging es ja auch irgendwie um Strategien für ein ausgeglichenes, gesundes Leben, um Sport – sagen wir um Frauensport – vielleicht aber auch eher um das Gefühl, etwas gegen das schlechte Gewissen tun zu müssen, den eigenen Körper ein wenig vernachlässigt zu haben – irgendwie muss dem Dahinwelken doch entgegengewirkt werden – Anti-Aging Programm. Altern geht gar nicht – wo soll denn das hinführen, nachher sind wir eines schönen Tages noch alle tot.


Das kann so nicht hingenommen werden. Schließlich begegnen uns überall diese fitten jungen Alten, die uns vormachen, was alles geht, wenn man nur will. Sich gemütlich im Ohrensessel zu räkeln, zufrieden, endlich die Last des Arbeitsalltags abwerfen zu können, wird nicht geduldet. Nix da, die Senioren sollen gefälligst agil und kreativ durchs Leben hüpfen und noch etwas leisten. Einigen gelingt das tatsächlich ziemlich gut, und nun muss ich auch so sein/werden, statt in Würde zu vergreisen!? Ob ich das wohl will und ob ich dafür wohl geeignet bin? Wir werden sehen, ein wenig skeptisch bin ich schon, ich kenne ja meinen alten Körper.


Je mehr Altaktivisten um mich rum wuseln, umso unruhiger werde ich. Es tut weh, wenn man auf dem Weg zu einer Hoch-Alm von einer Gruppe betagter Herrschaften tänzelnd überholt wird. Vielleicht sehen die aber auch nur so alt aus, ja, das wäre eine Erklärung, aber so ist es nicht, gut gelaunt und ausgeruht sitzen sie dort oben bei einer Brett`l Jausen und erklären uns, dass sie allesamt so um die 70 Lenze alt sind, und gestern auf der Fischbach-Alm waren – na, Klasse, noch einen drauf.


Uns allen müsste doch das gelingen, und auf dem Weg dort hin, haben Frauen offensichtlich ihre ganz eigene Strategien entwickelt, den natürlichen Alterungsprozess aufzuhalten.


Frauensporttag – kennt das jemand von Euch? Das ist auch so eine Sache, bestimmt wollen sie nicht preisgeben, was sie dort im Detail tun und garantiert ist Mann dort unerwünscht und ganz und gar fehl am Platze. Von einem Männersporttag hab ich noch nix gehört, es sei denn, man trifft sich beim Bierchen zu einem Fußballspiel – vor der Glotze.


Aerobic, Flexibar, Judobezogene Selbstverteidigung, Körperwahrnehmung im Beckenbodenbereich, Qigong, Orientalischer Tanz, Thai Chi Chuan, Aerostep, Pilates, Stretch und Relax, Yoga, Bücken mit geraden Rücken und mobilen Knien, Yoga-Klang des Herzens, Bollywood , Nordic-Walking und Aqua-Fitness im Freibad. Kein Quatsch, das gibt es wirklich und sicher ist das hier nur eine kleine Auswahl der Möglichkeiten den alten Körper zu stählen. Die Liste ließe sich wohl beliebig fortsetzen.


In sich ruhen und die innere Mitte suchen ist bei den Aktivitäten auch ganz wichtig, und sich selbst finden müssen sie sich natürlich, vorzugsweise mit einer Quarksushi-Maske im Gesicht – wenn möglich direkt im Nagelstudio. Stop, da fällt mir noch eine weitere Sportart ein, wie sie heißt, weiß ich nicht genau, aber neulich habe ich zugesehen – hier in der Sporthalle. Ganz vorne steht ein Mädchen und steigt abwechselnd – mal mit dem einen, mal mit dem anderen Bein auf so eine Art Fußbank, dazu spielt Disco-Music und etwa zehn andere Mädels, tun es ihr gleich. Rauf auf die Fußbank, runter von der Fußbank, rauf auf die Fußbank…, manchmal wechseln sie den Rhythmus manchmal klettern sie mehrmals mit dem gleichen Bein auf die Bank. Ich glaube, es sollen sich auch im Wechsel das rechte Knie und der linke Ellenbogen berühren – und umgekehrt natürlich. Da kann man sich schon mal vertun. Sieht aber wirklich schön aus, vor allem wenn schöne Mädchen dabei sind. Ganz hinten machte ein Mann mit, ich habe so gelacht, seine ganze Freude war es wohl, allen Frauen auf den Popo zu schauen, während dieser ständig halbseitig in Aktion war, aber daran hatte ich ja auch meine Freude. Die Mädels selbst machten mir einen durchaus ernsten Eindruck – volle Konzentration ist hier geboten, man will ja schließlich noch eine gute Figur dabei machen, das Outfit muss stimmen, vor allem muss der Schein der Leichtigkeit gewahrt bleiben, man wird ja beobachtet – von der Rivalin in Sichtnähe.


Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung, ob das wirklich hilft, orientalischer Tanz hingegen ist wirklich toll, vor allem auch für den Betrachter, er macht auch wirklich Sinn, das Wecken der Sinne, Sinnlichkeit, Verführung und Anmut – manchmal wenigstens.


Die Sache mit der Aqua-Fitness habe ich auch noch nicht so richtig verstanden – Frauen stehen, strampeln oder hüpfen im Wasser umher, machen mit riesigen Pool-Nudeln rum, hantieren mit Hanteln und vieles mehr, wohl bei Musik und gemeinsam mit Gleichgesinnten, Männer sind nie dabei. Da frage ich mich doch, warum schwimmen die Mädels nicht einfach, tauchen, lassen ihre Körper schwerelos durchs Wasser gleiten, genießen die gelenkschonenden Bewegungsabläufe, atmen mal tief durch und gucken sich ganz nebenbei ein paar männliche Knackärsche an??? Nein, das geht nicht – hier nehme ich besagte Silberrücken einmal aus - ist wohl nicht cool genug und zu abgedroschen.


Von den Nordic-Walkerinnen hingegen fühle ich mich manchmal regelrecht belästigt, auch sie treten meistens in Rudeln auf, die Stöcke klappern und die Mädels schnattern. Von Weitem kann man sie hören, das Wild hat sich hoffentlich an sie und ihren Anblick gewöhnt und fühlt sich nicht etwa noch bedroht. Mir geht das schon manchmal so. Ich bin im Wald und höre dieses Meute von Stockenten schon aus der Ferne heranklappern. Soll ich mich nun verstecken, oder bleibe ich stur auf meinem Weg. Meistens bleibe ich und meistens geht es gut, die Situation erinnert mich aber immer an eine Kompanie Soldaten, die mit einem Lied auf den Lippen durch den Wald marschiert und ihnen kommt ein schönes, junges, vollbusiges Mädchen entgegen, ich muss das ja nicht weiter ausführen - nicht das Pfeifen, nicht die Blicke und nicht die Gedanken im Moment der Begegnung – dann fühle ich mich immer als mögliches Objekt der Begierde und ganz schmutzig.


Eigentlich habe ich noch nie gesehen, dass die Stöcker genau nach Vorschrift benutzt werden, die meisten stützen sich einfach nur drauf ab, so wie Alte eben auch am Stock gehen, um mehr Sicherheit zu gewinnen. Schlimm ist, dass schon ganz junge Frauen am Stock gehen und so frühzeitig ganz unsicher im stocklosen Gehen werden. Ältere Menschen hingegen benutzen Stöcke nur, wenn es ohne nicht mehr geht, sie wissen genau, „habe ich mich erst einmal an die Krücke gewöhnt, werde ich sie nicht mehr los!“ Inzwischen beteiligen sich übrigens auch Männer an dieser merkwürdig anmutenden Art der Fortbewegung, ob sie wohl auf diese Art älter werden können?


Eingeweihte wissen, dass die Arm –und Rückenmuskulatur durch das Rumgefuchtele mit den Stöckern gestärkt werden könnte, okay, mag sein, aber das gleiche Ergebnis könnte man ja auch durch das Mitführen von Pfannen oder ähnlichen Küchenutensilien erzielen, das kann es nicht sein. Bestimmt ist es das Gefühl, auf der Höhe der Zeit zu sein, offen für die neuesten Erkenntnisse der Bewegungstherapie, etwas ganz Persönliches, was Eigenes– so wie ein Jodel-Diplom vielleicht. Das Outfit muss natürlich auch stimmen.


Gestern habe ich noch gesehen, dass eine solche Gruppe auf Kommando angehalten hat, auf die benachbarte Wiese gestellt wurde, dort hat sie sich nach Vorschrift gedehnt und gestreckt und geatmet haben sie – auch nach Vorschrift. Irgendwie scheinen sie sich doch auf ihrem Weg verkrampft zu haben.


Trotzdem ist diese Aktivität schon ganz gesund und solange man die Mädels durch das Gehen am Stock an die frische Luft bekommt, ist es allemal besser, als sie stocklos auf der Couch rumlungern zu lassen. Da sind andere Sportarten wie skaten und bladen schon wirklich gefährlicher, vor allem für Leute in unserem Alter – geht eigentlich gar nicht. Überhaupt bekommt man die Leute nur noch in den Wald, wenn es was zu biken, joggen oder walken gibt. Radeln, laufen oder wandern war gestern, echt komisch.


Mit dem Sport ist es überhaupt so eine Sache, entgegen der landläufigen Behauptung, dass Sport gesund ist und Spaß macht behaupte ich, dass wohl anders herum ein Schuh daraus wird - Gesunde haben Spaß am Sport. Abgesehen davon, dass es bestimmt viele Sportarten gibt die ungesund sind, viele Sportarten geradezu gefährlich - Unfallgefahr, Überforderung…


Weiterhin behaupte ich, dass es etlichen Körpern besser bekommt, wenn man ihnen sportliche Aktivitäten einfach erspart. Es gibt Körper, die schreien geradezu nach Ruhe und das sieht man ihnen auch an. Schon der Begriff „Sport“ stört mich etwas, mit ihm verbinde ich Leistung im Vergleich mit anderen, Übungen, Verpflichtungen, Vereine, so etwas wie eine Bewegung, der sich doch jeder anschließen sollte, um gesund an Leib und Seele zu bleiben – Körperertüchtigung, vorzugsweise mit Gleichgesinnten.


Mir würde es deutlich besser gefallen, wenn sich viel mehr Menschen viel öfter draußen einfach natürlich bewegen würden, Die Freunde im zehn Kilometer entfernten Ort mit dem Rad, statt mit dem Auto zu besuchen, die Einkäufe zu Fuß zu erledigen, schönes Wetter zu einer Wanderung zu nutzen, oder einfach in den nächsten See zu hüpfen, wäre schon eine Hilfe, ist aber wohl inzwischen die Ausnahme. Dann bliebe ja keine Zeit für Aerobic, Flexibar, Judobezogene Selbstverteidigung, Körperwahrnehmung im Beckenbodenbereich …Gelächter.


Der Wald ist leer, die Mucki-Buden voll; seid mir nicht böse, aber irgendwie ist das doch krank und führt immer öfter zu Exzessen. Die einen können vor Kraft nicht mehr laufen, die anderen können sich zu nix mehr aufraffen, die einen werden magersüchtig, die anderen fettleibig, und wo bleibt das gesunde Mittelmaß? Fehlanzeige - wenigstens bei vielen, die Probleme mit ihrem Körper haben.


Nahrung, die im Körper nicht gebraucht wird, wird in Form von Fett eingelagert, das führt zu Trägheit und anderen Beschwerden. Mit diesen Beschwerden mag man sich dann noch weniger bewegen, verbraucht noch weniger Nahrung und so wird – bei unverändertem Essverhalten - noch mehr Fett eingelagert. Ein Teufelskreis der nur durchbrochen werden kann, wenn die zugeführte Nahrung im Körper durch Bewegung auch tatsächlich verbraucht wird, oder Nahrung, die der Körper nicht verbrauchen kann, erst gar nicht zugeführt wird. Will man Fett/Gewicht abbauen, funktioniert das eben nur, wenn mehr Reserven verbraucht als angelegt werden. Eine traurige wie ebenso leidvolle Erfahrung, die ich am eigenen Leibe schon oft genug erfahren musste.


Mehr braucht man zu diesem Thema wohl nicht zu wissen, und wer das ändern will, dem wird wohl nix anderes übrig bleiben, als den eigenen Schweinehund in den A.. zu treten – ein Leben lang, das wird ihm aber auch ein Leben lang weh tun.


Unten läuft „Sturm der Liebe“ und wer sitzt davor – mit lecker Kuchen? Das Epi und mein Schwesterlein, warum tun die sich das an? Keine Ahnung, es wird schon einen Grund dafür geben. Es ist wohl sowas wie Yoga – Klang des Herzens und tut ihnen bestimmt ganz gut.