Sonntag, 6. September 2009

Teil 10

Muss ich das nackt tun – meinen Namen in die vom Tau benetzte Wiese tanzen, morgens um 6 Uhr, und was bitteschön sollte dann von mir abfallen, wer tanzt noch alles mit uns beiden dort zur gleichen Zeit, sind alle nackt? Das könnte Euch so passen, aber daraus wird nix. Um diese Zeit mach ich Susu und meine inneren Schweine schlafen auch noch. Einen Teufel werde ich tun und sie vor der Zeit wecken. Schon gar nicht werde ich sie vom Träumen abhalten. Meine Schweine erscheinen mir in Form von kleinen Drei-Liter Autos mit ohne Dach, nur mit einem Stern vorne dran. Andere Schweine haben sich als Segelyachten, Villen oder einfach nur als alte Mikroskope verkleidet. Stereoanlagen der Marke Marantz habe ich auch schon erlebt, sie sprechen sogar mit mir. Schweine träumen natürlich auch Versautes, Verbotenes, ganz und gar Unentschuldbares, natürlich ist auch absolut Verrücktes darunter. So sind sie die Schweine, darauf habe ich keinen Einfluss – sollen sie doch. wehren will ich mich dagegen nicht – nicht im Traum werde ich mich dagegen wehren. Hauptsache, sie sprechen nicht im Schlaf.

Übrigens geht es ja gar nicht um Schweine, sondern um Schweinehunde – also um versaute Hunde – also eigentlich um Weibchen, nicht um Rüden . Aber bleiben wir einfach bei der Massenbeleidigung „Schwein“. Um ehrlich zu sein, hab ich in diesem Punkt wirklich „Schwein“, denn tagsüber habe ich meine Schweine ganz gut im Griff und erkenne sie schon am Gang. Gegen die einen setze ich mich mehr oder weniger erfolgreich zur Wehr, andere lasse ich gewähren, die süßen, kleinen, die rosanen unschuldigen Schweinchen mag ich sehr, gerade, die, die so lecker schmecken und duften. Ich will sie und sie bleiben bei mir – Pasta, es muss ja nicht jeder merken.

Auf die Idee, meine Schweine zu vertreiben, während der Schweinetrog direkt in Sichtweite prall gefüllt steht, käme ich natürlich nicht. Ich würde meine Schweine so weit von jeglicher Nahrung weglocken, bis sie mir einen Vogel zeigen und kehrt machen. Erst dann hab ich meine Ruhe – wenigstens so lange, bis ich wieder vor der noch verschlossenen Futterluke stehe und meine Schweine dort schon auf mich warten. Da bleibt nur eins – hungert die Schweine einfach aus und das geht so. Ich halte mich – so lange es geht – dort auf, wo es meinen Schweinen überhaupt nicht gefällt – da fällt mir zum Beispiel das Freibad ein, Ferkel sind mir da noch nicht unter die Augen gekommen, immer nur diese Silberrücken begegnen mir dort , und wenn ich sie aus der Nähe betrachten will und sie selbst auch ein neues Opfer wittern, überhole ich sie gern mit den Worten: „Mein Name ist König, ich schwimme hier.“

Einkaufen kann ich ja nicht, darum gehöre ich eben auch nicht zu den armen Teufeln, die hilflos in Kaufhäusern umherirren, um Dinge zu kaufen, die niemand braucht. Ich will meinen Kaufmannsladen zurück, in dem mein Kaufmann seine Waren wiederfindet, wohin er sie auch geräumt haben mag und mir diese dann auch noch direkt vor die Nase stellt. Einer der meinen Namen kennt – so wie mein Friseur. Das kann doch nicht so schwer sein. Und einen ordentlichen Schneider will ich, einen der aus gutem Tuch mit vielen Kerben eine ordentliche Manchesterhose nähen kann, richtig weit, vorzugsweise mit Taschen so groß wie Einkaufstüten, und mit Hosenträgern natürlich, damit es nicht so kneift, wenn mir ein, zwei Schweine in die Buxe wachsen – für den Fall, dass mich keine alte Sau mehr will. Und Frauen will ich, die mich bei dem Tragen dieses Beinkleides nicht länger verspotten. Yes, das will ich.

Zurück in die schweinefreie Zone – dem Freibad. Da fällt mir bei den Silberrücken – jetzt weiß ich endlich warum das Silberbornbad so heißt wie es heißt – noch auf, dass es oft rätselhaft erscheint, warum sie nicht ertrinken – okay, der Kopf schaut aus dem Wasser, auch von dem Silberrücken ist noch ein winziger Teil sichtbar, der weitaus größere Teil der gutgelaunten, wohlgenährten Damen ist aber vollständig untergetaucht und die Beine befinden sich letztlich nicht irgendwo hinter dem Po, sondern schräg darunter. Das erklärt wohl auch das wabern – schwimmen kann man wirklich nicht dazu sagen, dennoch, irgendwie kommen sie langsam, ganz langsam voran, die Leibesfülle hält sie wohl dann doch irgendwie über Wasser – und nach Wellness schaut das auch noch irgendwie aus. Alles ist schön, nur schlank macht das nicht, im Gegenteil, das macht die Schweine richtig hungrig.

Ich würde dann eher die Feldmark oder den Wald empfehlen, zwar laufen dort auch Schweine rum, aber das sind Wildschweine – nicht zu verwechseln mit dem „gemeinen Hausschwein“, das vorzugsweise den eigenen Hof nicht verlässt. Man ist dort also allein und kann sich auf Stöcken gestützt oder auch nicht, mehr oder weniger weit von jedweden Futterstellen – dort lauern nämlich andere Schweine rum – entfernen. Aber Vorsicht, hat man das ernsthaft vor, muss dies täglich geschehen, ein Leben lang. Weniger als zehn Kilometer zu Fuß, oder 30 Kilometer mit dem Rad sollten es nicht sein, die zwei Stunden müsste man sich nehmen, wenn man tatsächlich abschmelzen will und nicht mehr wachsen kann. Ganz einfach eigentlich, nun müssen wir nur noch auf ein einziges Schwein hören – das Schwein, dass uns ständig ins Ohr flüstert: „bleib doch hier liegen, ist gerade so schön gemütlich.“ Wenn wir dieser Sau widerstehen, können wir die anderen Schweine auch wieder ganz normal füttern.

Noch ein Satz zu dem Schmied und seinem Glück. Das Sprichwort meint eigentlich etwas anderes, etwas, das nichts mit dem Glück zu tun hat, das man zufällig mit einem Lottogewinn erlangt, auch das Glück, dass mit positiven, zufälligen Rahmenbedingungen beschrieben wird, ist damit nicht gemeint. Gemeint ist wohl der Versuch unter Rahmenbedingungen die man nicht ändern kann und Rahmenbedingungen die man sehr wohl ändern kann , genau das zu entwickeln, was jeden einzelnen von uns auf seine Weise glücklich machen könnte, Daran täglich zu arbeiten, ist für mich das Schmieden von Glück. Dies zu unterlassen, käme ja der Resignation gleich, man betrachtet u. U. das eigene Leben dann als schicksalshaft und unterlässt jeden Versuch das Glück zu suchen. Aber das könnte ja auch glücklich machen.

Das Angebot an den Mann an sich und im Besonderen, diesen wohlwollend nach Kräften bei seinem langen, beschwerlichen Weg in ein längeres und gesünderes Leben nach Kräften zu unterstützen, nehme ich im Namen aller Männer mit großer Dankbarkeit an. Mögen alle Frauen zu ganz ähnlichen Einsichten gelangen.

Nach diesem Beitrag, den ich als Hilfe zur Selbsthilfe verstanden wissen möchte, bleibe ich lieber unerkannt.