Sonntag, 6. September 2009

Teil 9

Hier sitze ich schon wieder und schreibe, da mich verschiedene Dinge beschäftigen:
Bleibe ich nun hier sitzen und verfolge weiter meine Gedanken (dann hätte mein inneres Schwein mal wieder gewonnen) oder niete ich es gnadenlos um und gehe in die Küche und putze oder noch schlimmer reinige ich diese? Mein Schwein meint: Wag es ja nicht! Und es ist wirklich einschüchternd. Mein Entschluss steht noch nicht ganz fest. Vielleicht kann ich es ja austricksen indem ich so tue als ob.

Oh nein, ich hab es geahnt, es riecht den Braten, ich höre es schon herangaloppieren und wenn ich angstvoll in diese entschlossenen Augen starre(und das ist in vollem Galopp nicht einfach) dann erkenne ich sofort: Keine Chance, bleib sitzen und schreib. Jetzt kennt ihr den Grund dafür, warum ich in mancherlei Hinsicht schwach bin. Denn dieses Schwein ist nicht allein! Ich bin quasi von Schweinen umzingelt. Es hat zahlreiche Komplizen und Schergen, die mir laufend Haken stellen.

Da wäre z.B. mein ständig präsenter Wunsch mein Gewicht zu reduzieren, denn ich glaube nicht, dass ich mit Mitte 50 noch anfange ,10 cmHaHa HhhHH
in die Höhe zu gehen, wohl eher in die Breite. Es fängt eigentlich immer ganz gut und solide an: Ich setzte mich mit der Thematik auseinander, lese mich ins Pilates-Buch ein, lese die Shangri-La Diät, habe als Mahnmal einen Fahrradheim- und einen Crosstrainer im Haus. In Weichzeichneroptik sehe ich mich leichten Fußes sportlich gekleidet und schon schlanker durch die Feldmark federn mit einem Lächeln im Gesicht ,mit mir selbst zufrieden und dann kommt schallendes Gelächter aus irgendeiner Ecke , meine Seifenblase platzt und ich weiß es ohne mich umzusehen: Es ist wieder da! Mein Schwein ist unbemerkt hinter mich getreten mit einer Nadel…. Mehr muss ich glaub ich nicht sagen. Der darauf folgende Knall ist ohrenbetäubend genau wie das Gelächter. Ja, Schweine können grausam sein.

Thema Essen: Auch vom Schwein gesteuert. Mein Kopf sagt: Keine Pasta, keine Pasta!!! Mein Schwein sagt: Oh doch!!!

Habt Ihr auch so ein Schwein oder gar mehrere, so wie ich? Was tut Ihr dagegen? Gibt es eine Möglichkeit, das Schwein aus dem Weg zu räumen? Natürlich auf legale Weise, was denn sonst.
(Kennt Ihr jemanden, der dem Schwein zwei Paar modische Zementschuhe anpasst?)

-Wahrscheinlich sind die umliegenden Gewässer voll von Schweinen mit Zementschuhen…-
Was, Schweine mit Zementschuhen? Hab ich nie gesagt. ( Psst, es ist gerade hier, ich schreibe später weiter ).
Das war knapp. Ich war gerade auf dem Weg zu Küche, da bemerke ich doch einen Schatten hinter mir, da bin ich schnell wieder an den Computer gegangen und habe weiter geschrieben. Und wer war auf dem Kontrollgang? Richtig. Also, ihr seht, hier herrscht eine Übermacht, ich brauche dringend Hilfe. Das geht so nicht weiter. Wahrscheinlich muss ich die Zähne zusammenbeißen und den Kampf mit der Schweinehorde aufnehmen. Ich muss nur lange genug daran glauben und mich motivieren, dann wird eines nach dem anderen verschwinden.

Also heute fange ich an zu trainieren, am besten mit dem Hometrainer. Ist ja nur draufsetzten und anfangen zu treten. Wenn dann wieder mein Schwein dasteht, dann hole ich zum Schlag aus und strecke es nieder. Und bevor es noch jemand vermisst, habe ich es verschwinden lassen. Im Fernsehen klappt das auch immer, wieso dann nicht bei mir. Drückt mir die Daumen.

Nun noch zu etwas anderem: Ihr erinnert euch vielleicht, dass ich mir vorgenommen hatte, italienisch zu lernen? Also habe ich mir das Programm der VHS geschnappt und euphorisch darin geblättert, denn ich war der Umsetzung und dem Willen dazu nie so nahe gewesen, jedoch es kam nicht dazu. Ahnt ihr, warum? Falsch, diesmal war kein Schwein im Spiel. In unseren Breiten lernt man italienisch nur zwischen 11.30 und 12.30 Uhr zumindest in Goslar. In Bad Harzburg lernen nur Fortgeschrittene. Wieso ist das für mich ein Problem? Ich arbeite ganztags. Pech, doll. Dann wird es mit dem Klavier spielen wohl auch nichts, denn ich fürchte, das kann man dann vielleicht nur nachts, denn da müsste ich mich für die Arbeit erholen. Damit ist das erstmal aufgeschoben bis zur Rente.

Wobei sich hier wieder die Frage stellt: Habe ich hierfür 5 Jahre länger Zeit als meine männlichen Artgenossen? Wenn Männer tatsächlich auf die weibliche Schiene rutschen und anfangen, Teile der häuslichen Aufgaben zu übernehmen, sich in Wellnesoasen zu entspannen, die Verantwortung als Haushaltsvorstand abzugeben und sich zur Hälfte der Kindererziehung zu widmen und zum Teil die schöngeistigen Dinge wie Aquarellmalerei, Kochen, Raumgestaltung, Ikebana, Serviettentechnik etc. pflegen und die fleischig gewordenen Waden hochlegen, dann wohl eher nicht.

Hier kommt ein Zwischenruf meines Ehegatten vom Sofa rechts von mir, was die leidige Angelegenheit mit dem Schwein angeht: Du könntest mir mit einem Schweinebraten einen großen Gefallen tun! Ja , Mensch, warum bin ich darauf nicht selbst gekommen, wo ich so gerne koche und Gäste zum Essen einlade! Also, Schwein, nimm dich in Acht, deine Tage sind gezählt….

Zurück zur Lebenszeit: Ich befinde mich ja wettermäßig im Spätsommer des Lebens auf dem Weg zur Herbstzeitlosen, wenn man so will. Was will ich damit sagen? Kann ich in diesem Stadium des Reifegrades noch etwas tun um die 5 Jahreskluft für die Männer überwindbarer zu machen? Hört und staunt: Ab heute werde ich ganz nett und nachsichtig und milde mit euch umgehen und somit euren Stress mindern. Werde euch behilflich sein in Puncto Geduld üben und Multitasking, die Leichtigkeit des Seins zu begreifen und euren Mittelpunkt zu finden. Auch wir Frauen können euch etwas beibringen. Im Gegenzug dazu lerne ich , meinen Stuhl selbst zurechtzurücken, meinen Mantel selbst an und auszuziehen, halte mir selbst die Tür auf, schenke euch Blumen und Geschmeide und schöne Kleider, ab und zu ringe ich mich zu einem kleinen Kompliment durch und trage den Müll selbst raus. Ihr seht, ich bin geläutert und guten Willens, in der Hoffnung, meinen Teil dazu beizutragen, dass es euch das Leben erleichtert und verlängert.

Ich hoffe, dass das von euch angenommen und nicht falsch ausgelegt wird. Es handelt sich hier nicht um Ironie sondern um ein Angebot. Ich will dafür auch nicht gelobt werden, nein, ich schreibe das in Demut .
Das hättet ihr sicher nicht vermutet, also denkt um und folgt mir auf die taubenetzte Wiese und tanzt eure Namen mit mir, das ist ungemein entspannend und ihr werdet sehen, alle Last wird von euch abfallen, das wird sicher lustig. Nur Mut, das ist befreiend. Ein Sommernachtstraum…..

Von Bine gesponnen.