Sonntag, 6. September 2009

Teil 6

Nun ist ja unser Experiment schon so richtig in Schwung gekommen, einige haben sich etwas schwer getan, andere konnten es gar nicht erwarten endlich selbst etwas beitragen zu können und so hat sich im Laufe der Zeit schon ein recht bunter Strauß an Kommentaren jedweder Coleur im Hinblick auf Sprache, Witz und Wahrheit entwickelt. Wobei es mit dem Witz und der Wahrheit dann manchmal so eine Sache ist, oft geht beides nicht recht zusammen, oft ineinander über, Unwahrheiten werden nicht wahrer, nur weil man sie witzig darstellt – und umgekehrt. Manchmal erscheinen mir humorige Darstellungen angemessen, manchmal fehlt es aber auch an der nötigen Ernsthaftigkeit, wenn es um wirklich Wichtiges geht. Wie alles liegt eine Bewertung darüber natürlich im Auge des Betrachters. Schließlich gibt ja jeder von uns nur seinen eigenen Blick auf die Dinge frei und erhebt nicht den Anspruch der Allgemeingültigkeit oder gar Übertragbarkeit auf Andere – wenigstens sollte das niemand tun.

Nach dem Einleitungsbeitrag war ich mir relativ sicher, ein ganz anderes Thema und eine ganz andere Sprache ins Spiel zu bringen, ob der aber inzwischen überwiegend lustigen, teilweise aber auch bagatellisierenden Beiträge ist es nach meinem Verständnis nun wieder hohe Zeit, einen etwas ernsthafteren Ton anzuschlagen und sich wieder mit den Realitäten des Lebens auseinanderzusetzten – ich weiß, die oft unangenehmen Wahrheiten des Lebens blenden wir nur zu gern einmal aus, und so betrachten wir manches eben gern von der leichten Seite des Seins – hilfreich oder nicht, ich selbst sehe mich gezwungen sehr genau zu unterscheiden – „was ist mir wichtig, was kann ich selbst tun um gesteckte Ziele zu erreichen, und was kann ich auf der anderen Seite getrost vernachlässigen, weil hier etwaige Fehlentscheidungen eigentlich keine Rolle spielen?!“ Einerseits genau hinsehen, andererseits auch mal alle Fünfe gerade sein lassen können – alles zu seiner Zeit.

Ich kann nicht anders und denke, ich bin nicht schlau genug, um gravierende Fehler später kompensieren zu können. Schwerwiegende Probleme nicht angemessen zu behandeln oder zu verschleppen, um sie dann irgendwann doch lösen zu müssen, macht nichts leichter – den Preis für Nichtlösungen zu zahlen, beschwert mein Leben ungemein, darum bemühe ich mich auch redlich um die Vermeidung tiefgreifender Fehlentscheidungen, oder aber um die schnellstmögliche Korrektur derselben. Euch für diese Sicht der Dinge zu sensibilisieren, ist mein Anliegen in diesem Beitrag.

Unter genau diesem Aspekt rege ich an, die bereits verfassten oder noch zu entwickelnden Beiträge einmal unter die Lupe zu nehmen und sie auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Schließlich wollen wir ja alle etwas mitnehmen aus dem Gespräch das wir hier führen – in dem jeder in Ruhe seine Gedanken entwickeln kann, andererseits aber auch zuhören sollte. Mit vorgefasster Haltung oder Fragestellung dieses Forum zu betreten, um es anschließend mit ähnlich „eingeschränktem“ Blickwinkel wieder zu verlassen, wäre wirklich nicht sinnstiftend, nicht einmal unterhaltend – natürlich nur unterstellt, eigene Statements sind eigentlich unhaltbar. Nur Erkenntnisgewinne machen Gespräche fruchtbar, sonst erleben wir auch hier einmal mehr, was uns gerade wieder die Regierenden und regieren Wollenden auf höchstem Niveau vorführen, nein danke, da halte ich es dann lieber mit den Fakten – oder sagen wir, meinen Fakten?!

Nun gut, zurück zu den Fakten. Das Phänomen „Zeit“ wurde ja inzwischen von fast allen thematisiert. Ob der uns noch verbleibende Abschnitt derselben für jeden gleichermaßen kostbar ist, stelle ich inzwischen wieder deutlich in Frage, Entgegen meiner ursprünglichen Behauptung hat auch dieser „Rest an Leben“ für jeden seine ganz eigene Bedeutung und Wertigkeit. Wenn ich mir ansehe, was zum Thema – „Warum leben Frauen hier im Durchschnitt eigentlich ca. 5 Jahre länger, als die andere Sorte Mensch?“ – so geschrieben wurde, da kann man schon ordentlich ins Grübeln kommen.

Nicht nur, dass mir diese Frage irgendjemand hätte beantworten können – oder wollen, nicht nur, dass irgendjemand auf die Idee gekommen wäre über dieses Phänomen ernsthaft nachzudenken und auch ernsthaft darüber zu schreiben, nicht nur, dass die Gedanken in dieser Richtung als höchst überflüssig erachtet wurden, nicht nur, dass Ratschläge gegeben wurden, besser gar nicht darüber nachzudenken – nein, die Krönung war die Behauptung, dass fünf Jahre mehr an Leben, eben auch fünf Jahre mehr an Qual bedeuten könnten – quasi so eine Art Strafe für die schönere Sorte Mensch – ein hoher Preis, den die Frauen hier zahlen müssten, schon ob der körperlichen Gebrechen, die sich in den letzten Jahren des Lebens üblicherweise einstellen. Ganz und gar unschuldig kommen weibliche Senioren in diese missliche Lage, bedauernswerte Geschöpfe, geradezu tragisch dieses – zum Leben verdammt sein.

Nein, meine Damen, so kommen Sie mir nicht davon, geradezu grotesk ist diese Behauptung– da drängt sich mir zwangsläufig die Frage auf, warum wir überhaupt ältere Herrschaften – ungeachtet des Geschlechtes – sagen wir ab einem Alter von über 80 Jahren intensivmedizinisch betreuen sollten?! Tatsächlich könnte man über Sinn und Unsinn dieser heute offensichtlich noch bezahlbaren Praxis nachdenken – denn soweit mir bekannt ist, quälen sich sehr alte und sehr kranke Männer ganz ähnlich wie Frauen in gleicher Lage. Auch hierzu wird es sehr bald eine Diskussion geben müssen, denn finanzierbar wird die Verlängerung der Qualen für die immer älter werdenden Frauen wohl nicht mehr lange sein – wenigstens nicht von den gesetzlichen Kranken –und Pflegekassen ohne die Beitragssätze weiter zu erhöhen oder andere Faktoren zu optimieren. Ganz und gar unwahrscheinlich erscheint mir das Fortsetzen dieser Praxis, wenn demnächst der Anteil der Männer in der Altersgruppe „Achtzig plus“ drastisch ansteigen wird und diese dann ja auch irgendwie am Leben erhalten werden müss(t)en. Auch das sicher ein spannendes Thema.

Mir jedenfalls würde es deutlich besser gefallen, wenn wir mehr auf natürliche Gesunderhaltung, auf Eigenverantwortung und auf die Schaffung guter lebenslanger Rahmenbedingungen für sie UND ihn – in gleichem Umfang setzen würden. Wenn es dann mit dem Leben schwierig oder qualvoll wird, wünsche ich mir eher einen Verzicht auf das technisch Machbare – wir sollten den Tod am Ende eines langen Lebens wieder mehr als etwas Natürliches annehmen, vor allem sollten wir dieses Thema nicht länger tabuisieren. Aber müssen wir das auch schon fünf Jahre vor der durchschnittlich von Frauen erreichten Lebenserwartung? Ich denke nicht, und darum will ich auch endlich etwas Licht in das Dunkel dieser leidvollen Entwicklung bringen.

Um den Herren unter uns schon an dieser Stelle Appetit auf den nun folgenden Teil des Beitrages zu machen – gleich hier eine wichtige Anmerkung in eigener Sache. Geplant ist, die besagten fünf Jahre nicht an das zu erwartende Ende unserer Tage zu hängen, sondern diese Zeit sofort in unser Leben einzufügen, so gewinnen wir nicht nur Lebensmenge, sondern auch Lebensgüte hinzu – diese allerdings ist ohnehin anlagebedingt männliche Wesensart, besonders die älterer Herren – denn hier kommt ergänzend die Altersmilde zum Tragen. Gut wäre, wir perfektionieren weibliche Lebensstrategien und öffnen so ein weiteres Zeitfenster – sagen wir von abermals fünf Jahren. So könnte man den Vorsprung des vermeintlich schwachen Geschlechtes irgendwann einholen und dieses zum Himmel schreiende Unrecht langfristig und langsam, ganz langsam relativieren.

Diversen Studien zufolge weiß man heute, dass Männer – leben sie immerfort ähnlich behütetet wie Frauen – auf eine fast gleich hohe Lebenserwartung hoffen dürfen, wie ihre weiblichen Artgenossen auch. Dies ist – wie H. D. schon richtig angemerkt hat – beispielsweise dann so, vergleicht man die Sterblichkeitswahrscheinlichkeit von Nonnen und Mönchen in Bezug auf das Klosterleben. Er selbst stellt also fest, dass gleiche Rahmenbedingungen zu gleich viel Menge und Güte an Leben führen könnten, und zwar ungeachtet der Frage – Zipfelträger oder nicht. Allerdings blieb ihm die Erkenntnis darüber wohl verborgen.

Die Rahmenbedingungen unter denen wir alle leben, scheinen mir der Schlüssel zur Beantwortung der Fragen hinsichtlich unserer Lebenserwartung zu sein, Wer schafft eigentlich diese Rahmenbedingungen? Nun gut, offensichtlich leben wir noch immer in einer Welt der Männer. Sie sind wohl die Hauptverantwortlichen für diesen gesellschaftlichen Rahmen, so, wie wir ihn noch heute erleben. Gottlob ändert sich das zunehmend, auch in der Ehe, in der wir uns nur zu oft auf das scheinbar bewährte Rollenspiel eingelassen haben – den Männern obliegt oder oblag die Rolle des Familienversorgers, während die Angebetete dann die Aufzucht der Kinder, das Hüten des Hauses und andere ehelichen Pflichten übernimmt oder wenigstens übernahm. Um ehrlich zu sein, drängt sich mir hier der Verdacht auf, dass junge Frauen vielleicht manchmal dazu neigen könnten, sich genau die Männer auszuwählen, von denen sie annehmen sie seien bereit, sie hübsch auf Händen durchs Leben zu tragen – natürlich ist das völlig legitim und oft gelebte Praxis auch in der Welt der Tiere. Gut, dass Alice Schwarzer seit geraumer Zeit hier andere Wege beschreitet und mit ihren Bemühungen recht gute Erfolge zu verbuchen hat. Alle Bemühungen die in die Richtung weisen – Frauen Mut zu machen, sich von ihrem Rollenverhalten zu lösen, beruflich „ihren Mann zu stehen“ Karrieren anzustreben einfach ebenbürtig, besser erfolgreicher zu sein, als die Herren der Schöpfung – sind nur zu bewundern, und nach Kräften zu unterstützen.

Ein steiniger Weg wird das, bedenkt man, dass Mädchen und Buben vorwiegend von Frauen erzogen werden, schon immer üben sie diesen wichtigen Einfluss auf die lieben Kleinen aus, genau mit den Verhaltensmustern, wie wir sie noch heute vorfinden. Herren öffnen noch immer Damen die Türen, sie schenken ihnen Schmuck, Blumen und schöne Kleider, sie lassen ihnen den Vortritt, helfen ihnen in den Mantel und behüten sie auch wirtschaftlich vor all den Gefahren und Widrigkeiten des Lebens – Steinzeitgehabe gegenüber dem schwachen Geschlecht, das offensichtlich viel stärker zu sein scheint, als Mann das oft wahrhaben will. Nicht immer ist das so, aber eben zu oft.

Folge: Männer sind während ihres Berufslebens einer doppelt so hohen Sterblichkeitswahrscheinlichkeit ausgesetzt wie Frauen im gleichen Zeitabschnitt – sagen wir so vom 20sten bis zum 60sten Lebensjahr. Harte Arbeit, Schadstoffbelastungen am Arbeitsplatz, Unfallgefahr, Stress, Angst um den eigenen Job, sind wohl nur einige Stichpunkte in dieser leidvollen Angelegenheit.

Nach meiner ganz persönlichen Einschätzung ist aber der Druck für Männer – die Familie gut zu versorgen, das Häuschen abzuzahlen, einen angemessenen gesellschaftlichen Status in seinem Umfeld zu erlangen, sich gegenüber seinen Konkurrenten zu behaupten und vieles mehr– oft einfach zu hoch und zieht andere Probleme nach sich.

Meist sind Männer risikobereiter, ernähren sich nicht gut, überschreiten die eigenen Grenzen, trinken häufiger als Frauen, rauchen mehr, gehen weniger zum Arzt und achten einfach nicht gut auf ihre Gesundheit. Oft ist Verzweiflung im Spiel – Männer töten sich dreimal häufiger selbst, als Frauen dies tun.

Mann muss sich das mal vorstellen, da liegen 100 Freitodleichen in einer langen Reihe – 75 mit Zipfel, 25 ohne – keine schöne Vorstellung. Ursachen für diesen Umstand fielen mir genügend ein, eingehen möchte ich darauf aber lieber nicht weiter. Wahrscheinlich ist es dann noch so, dass die 25 ohne Zipfel da eher sowas wie eine Mindestquotenregelung darstellen, damit die tatsächlichen Rahmenbedingungen wenigstens so einigermaßen verschleiert bleiben. Gleich am ersten Urlaubstag habe ich einen dieser armen Teufel nicht mehr zu Gesicht bekommen, wahrscheinlich ist er ins Wasser gegangen, seine Klamotten lagen noch verwaist am Ufer des Barmsees.

Es gibt aber auch erfreuliche Entwicklungen zu beobachten, soeben durfte ich ebenfalls mit eigenen Augen zusehen, wie zwei Mitglieder der Abteilung „schwaches Geschlecht“ – wobei die Bezeichnung „Mitglieder“ ja nicht wirklich zutrifft und eigentlich durch den Begriff „Zipfellose“ ersetzt werden müsste – dabei waren, einem älteren Herren eine Kiste Bier ins Haus zu schleppen, während dieser den beiden Grazien schmunzelnd und mit einem Täschchen mit der Aufschrift „Garrry Weber“ bepackt, nachschlich. So ist es recht, ich selbst habe beschlossen in diesem Urlaub den Rollentausch schon einmal selbst zu testen und beschäftige mich also mit der Haushaltsführung – drei ältere Herrschaften habe ich hier zu betreuen, zwei davon waren einmal Mädchen und einer ein Bube, ja, und mich muss ich natürlich auch versorgen – den einzig Junggebliebenen in dieser Truppe. Brötchen habe ich schon geholt, der Abwasch ist getan und die Ferienwohnung wurde gewissenhaft vom Staube befreit, über kleinere nette Gesten wie das Reichen der Speisen, das Decken und Abräumen von Tischen, will ich gar nicht erst berichten. Ganz nebenbei bin ich auch noch so zwölf Kilometer durch Oberbayern gelaufen und sicher auch einige Kilometer durch den Barmsee geschwommen, auf der Jagd nach Enten und auf der Suche nach dem untergetauchten Ziipfelträger– leider ganz und gar ohne Erfolg. Friede seiner Gattin.

Um es auf den Punkt zu bringen, Frauen organisieren ihr Leben anders, bestimmt verlängert dies ihr Dasein und wir tun gut daran, ihnen nachzueifern. Auf eine Geschlechtsumwandlung kann ich gut verzichten – auf den Zipfel nicht. Es geht offensichtlich um den Tausch der Rollen innerhalb dieser Gesellschaft. Wenn sich das auch von heute auf morgen nicht umsetzen lässt, das Ziel müssen wir fest im Auge behalten. Derweil könnten wir uns ja auf eine Rollenteilung – nennen wir sie Aufgabenteilung – einigen. Allerdings fehlen auch für diese Zwischenlösung jedwede gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Niemand hat bis jetzt ernsthaft über intelligente Arbeitszeitmodelle nachgedacht. Kein Unternehmer beschäftigt zwei Leute mit je fünf Stunden Arbeitszeit lieber, als eine Person zehn Stunden lang täglich – ohne diese Leute über 400 Euro-Jobvarianten auszunutzen – oder ausnutzen zu müssen. Viel zu starr ist der Arbeitsmarkt organisiert und wird den eigentlichen Bedürfnissen der abhängig Beschäftigten nicht gerecht. So Einiges ließe sich zu diesem Thema sagen, aber schon jetzt schreibe ich in „Arial 10“ an der vierten Seite; verboten ist das nicht, sollte aber auch Ausnahme bleiben.

Ich bin nicht bereit unnötigerweise auf mögliche Lebenszeit zu verzichten, auch andere Kerle sollten dies nicht tun. Eins übrigens ist klar, nur die Generationen nach uns könnten geschlechterübergreifend gleichermaßen alt werden. Ich selbst befinde mich vermutlich im letzten Lebensdrittel und kann also im Bezug auf die Ereignisabläufe nur noch fortan Einfluss nehmen und bestenfalls statistisch 20 Monate Leben herausholen, aber auch dafür lohnt es sich zu kämpfen.

Mein Sohnematz – so er auf seinen alten Vater hört – könnte schon einen Zugewinn von mehr als drei Jahren verbuchen, wohingegen sein Sohnematz voll und ganz in den Genuss der Erkenntnisse seines Großvaters gelangen könnte – unterstellt, er würde tatsächlich gezeugt und tatsächlich von seinem Vater erzogen – ein tollkühner Plan, dessen Verwirklichung ich in aller Ruhe aussitzen kann.

Nichts anderes will Alice Schwarzer und ihre Anhänger/innen, wir schlagen hier also gleich zwei Fliegen mit einer Klappe – jede/r bekommt was sie/er will. Eigentlich eine Ideallösung, endlich können Frauen genau das tun, worum sie schon so lange mehr oder weniger vergeblich kämpfen. Macht, Anerkennung und wirtschaftlicher Erfolg, mit all den Freiräumen die sich Frauen so sehr wünschen. Ganz nebenbei bliebe ihnen der lange Leidensweg am Ende ihres Lebens auch noch erspart.

Natürlich sind das alles nur Behauptungen, nichts als Vermutungen, aber eben Vermutungen, die aufgrund der derzeitigen Rahmenbedingungen für sie und ihn doch wahrscheinlich erscheinen – die Umkehrung der Sterblichkeitswahrscheinlichkeit beider Sorten Mensch. Wirklich interessant wäre für mich zu erfahren, ob die Mädels diesen Preis dann auch wirklich zahlen möchten und die Rolle der leidenden Witwe wieder mit der Rolle des Fühsterbers tauschen wollen – sehr spannend für mich, die Beantwortung dieser Frage. Wollen sie das tatsächlich, können wir sofort zur Perfektionierung der Strategien, die Frauen bisher entwickelt haben übergehen, hier sehe ich zunächst die Umerziehung der Kinder und die Neuorganisation des Haushaltes als wichtigste Schwerpunkte.

Kinder – wir erziehen in Zukunft die Mädchen wie bisher die Buben erzogen wurden und umgekehrt. Dies stabilisiert dann unsere eigene neue Rolle als Hausherr, Vater und Mannsbild, vor allem sollte dann auch die Chance genutzt werden, dass sich die Kinder – sofern möglich – gegenseitig erziehen, das spart Zeit und optimiert ihr Sozialverhalten. Inwieweit sich Kinder in die hauswirtschaftlichen Obliegenheiten mit einplanen ließen, muss auch neu überdacht werden, auch sie wachsen mit ihren Aufgaben, denn den größten Fehler den wir als Elterngeneration begangen haben, ist die Entlastung unserer Kinder gewesen, wir haben sie nicht wach gemacht, sondern sie viel zu oft und viel zu lange schlafen lassen – Beteiligte sind natürlich ausgenommen.

Was die Neuorganisation des Haushaltes angeht, sehe ich derart viel Geld –und Zeiteinsparpotential, dass es mir sehr weh tut, all die notwendigen Maßnahmen hier nicht mehr ansprechen zu können. Richtiges Einkaufen, Überdenken und Abstellen falscher Ernährungsgewohnheiten, weniger Reinlichkeit zur Stärkung von Abwehrkräften, reinigen statt putzen, pflegeleichtere Raumgestaltung – weniger ist mehr. Möbel kann man mauern und dennoch als Raumteiler nutzen, dies alles sind nur Stichworte um das Thema anzureißen. Vorsichtigen Schätzungen zufolge lassen sich so 43 Prozent aller Haushaltskosten einsparen. Der Zugewinn an frei gestaltbarer Zeit läge bei ca. 56 Prozent – gemessen an dem, was Haushalte bisher an Geld und Zeit verschlingen ein erstrebenswertes Ziel im Interesse aller.

Ich jedenfalls könnte mir gut vorstellen, einen ganz ordentlichen Hausherren, Vater und dann auch Frauenversteher abzugeben, fragen sie einfach die Dame des Hauses, mein Kind und meine Frau, vor allem, überprüfen sie diesen Beitrag wohlwollend auf seine potentiellen Wahrheitswahrscheinlichkeiten.

H. König, Krün in Oberbayern, Dienstag den 18. Aug. 2009

Nachwort: Walchensee, 19. Aug. 2009, heute – gerade war ich in den See gesprungen – ergab sich ein Gespräch zwischen meiner Gattin und einem dieser gut gelaunten, wohl genährten Silberrücken am Ufer des Sees – nachdem mir zum xten Male zugerufen wurde, „schwimm aber nicht so weit raus.“

Darauf der Silberrücken zu meinem Silberrücken in spe: „Lossen`s ehna ruhig foat schwimma, wann er untertaucht und absäuft, holan`s sich hernach oanen Neuen – oanen Scheneren.“ Danach soll es zu größerem Gelächter unter den beteiligten Gesprächsteilnehmer gekommen sein. Nun fehlt mir ja jegliches Verständnis für derartige Anmerkungen – aber gut, so sind sie, die ehemaligen Mädels und letztlich hat diese Äußerung einmal mehr meine bisherigen Vermutungen bestätigt. Wäre noch anzufügen, dass der Silberrücken dann folgende Frage stellte: „Sagen`s amoi, wann beginn´s das Leben – mit der Befruchtung, oder mit der Geburt?“ Schweigen. „Dos Leben beginnt, wann`s die Kinder aussem Haus san und die Mannsbuider unter der Erd`! Abermals schallendes Gelächter – nun wohl am ganzen Strand. Ich selbst erfuhr erst davon, als ich eine Stunde später den See wieder lebend verließ.

Als mir der Silberrücken dann selbst unter die Augen kam, rief ich ihm zu: „Mei Oite hot an Pech g´habt, i bin net abgesoffen.“ Ihre Antwort: „ Jo, des is arg, do gips koanen Neuen.“

Nun gut, angenommen an dieser Stelle verschmelzen Witz und Wahrheit, so sei die Frage gestattet, ob Mann nicht untertauchen sollte bevor Mann absäuft, so könnte Mann ja auch zu einer Neuen kommen – zu einer Schöneren!?